Pietro Parboni, Stecher
Franz Keiserman, Zeichner
Mariano Augusto De Romanis, Verleger

Blick von Ariccia in die Ferne am Abend, 1816

In: "Q. HORATII FLACCI SATYRARUM LIBRI I. SATYRA V.", Rom 1816, 3. Blatt nach S. (16)

Im Jahre 1815 ließ sich Elizabeth Hervey Foster (1759-1824) in Rom nieder. Sie war die Tochter des anglikanischen Bischofs von Derry, Frederick August IV., Herzog von Bristol, und in Irland in erster Ehe mit John Thomas Foster verheiratet. Die Ehe wurde 1781 geschieden und Elizabeth kehrte nach England zurück, wo sie die Geliebte von William Cavendish, dem 5. Herzog von Devonshire wurde, dessen Ehefrau Georgiana Spencer die Dreierkonstellation zu tolerieren schien. 1806, drei Jahre nach dem Tod von Georgiana heiratete der Herzog Elizabeth, die so durch ihre zweite Ehe zur Herzogin von Devonshire avancierte. Sie hatte mehrere Kinder mit dem Herzog, die außer Landes zur Welt kamen, die erste Tochter brachte sie 1785 im abgeschiedenen Vietri in Italien zur Welt. 1811 verstarb der Herzog, 1812 zog die Herzogin nach London, um dann endlich 1814 England zu verlassen und ab Januar 1815 in Rom zu leben, da der 1790 doch noch geborene legitime Erbe des Titels, der 6. Herzog von Devonshire, sie nicht in seiner Nähe haben wollte. Für die Herzogin war Rom ein willkommenes Exil, konnte sie sich dort doch ganz der Literatur und der bildenden Kunst widmen. Schon ihr Vater, der Herzog von Bristol, war Ende des 18. Jahrhunderts in Rom ein Mäzen von Künstlern wie Jacob More, Henry Tresham, Christopher Hewetson und Jakob Philipp Hackert gewesen. Dieser Tradition fühlte sich auch die Herzogin selbst in angenehmer Weise verpflichtet. Ihre engen Kontakte zu den kulturell interessierten Kreisen in Rom wurden besonders durch die enge Freundschaft mit dem einflussreichen Kardinal Ercole Consalvi befördert. Ihr Salon im Palazzo Piombino in der Via del Corso wurde zu einem Treffpunkt der Literaten und Künstler Roms. Besonders widmete sie sich philologischen Projekten und den von ihr finanzierten archäologischen Ausgrabungen auf dem Forum.
Im Jahr 1815 initiierte die Herzogin von Devonshire eine Neuübersetzung der fünften Satire des Horaz durch den Sekretär Consalvis und späteren Bischofs von Nikopolis in Bulgarien, Giuseppe-Maria Molajoni. Sie beauftragte verschiedene Künstler mit Illustrationen, so schufen Franz und Johannes Riepenhausen ein Bildnis des römischen Dichters als Titelkupfer und Wilhelm Friedrich Gmelin, Giambattista Bassi, Franz Kaisermann, Simone Pomardi sowie Catel schufen Landschaftsdarstellungen, mit denen die Reise des Protagonisten der Satire entlang der Via Appia antica bis Brindisi nachvollzogen wird. Die Herzogin besuchte in Begleitung des befreundeten schwedischen Diplomaten Johan David Åkerblad alle Orte persönlich. Es ist durch einen Brief der englischen Reisenden Mary Berry überliefert, dass der an der Herausgabe beteiligte Archäologe William Gell ihr im Hotel Grand Bretagne in Neapel alle für das Buch benötigten Zeichnungen gezeigt hat. Als Anregung diente der Herzogin möglicherweise das Tafelwerk zur Via Appia antica von 1789 des englischen Archäologen Sir Richard Colt Hoare und seines Zeichners Carlo Labruzzi.
Die erste, hier vorliegende Ausgabe erschien 1816 in Rom bei Mariano Augusto De Romanis. Von den 150 gedruckten Exemplaren wurden nur 60 von der Herzogin in Umlauf gebracht, die restlichen wurden wegen der Fehler in der Übersetzung und angeblich schlechter Druckqualität der Stiche vernichtet. Eine zweite, ebenfalls bei De Romanis gedruckte und verbesserte Ausgabe erschien noch im selben Jahr, diesmal in 200 Exemplaren.
Eine dritte, in den Illustrationen veränderte auf acht Tafeln reduzierte, kam 1818 bei Bodoni in Parma heraus (vgl. Inv.-Nr. kb-2020-626g-1-9). Zu dieser Ausgabe lieferte Franz Ludwig Catel keine Landschaften, sondern zwei figürliche Darstellungen, die restlichen sechs Tafeln wurden von den Brüdern Riepenhausen entworfen.

Andreas Stolzenburg

Details about this work

Radierung 187mm x 280mm (Bild) 234mm x 309mm (Platte) 423mm x 259mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek. Erworben 2015 mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e.V." Inv. Nr.: kb-2015-864g-5 Collection: KK Druckgraphik, Italien, 15.-19. Jh. , CC-BY-NC-SA 4.0

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