Adolph Menzel

Kopf eines toten Pferdes, 1848

Im Frühjahr 1848 häufen sich im Werk Menzels Darstellungen lebender und toter Pferde, die wohl in Zusammenhang mit seinen in jener Zeit begonnenen Studien zu den ersten Historienbilden aus dem Leben Friedrichs des Großen stehen, darunter das Schlachtenbild „Friedrich und die Seinen bei Hochkirch“ (ehemals Nationalgalerie Berlin, seit 1945 verschollen). Schon während eines längeren Aufenthalts in Kassel im Winter 1847/48 hatte der Maler ausgiebig Gelegenheit gehabt, die prächtigen Rösser im kurfürstlichen Landgestüt und Reitstall zu studieren. Zurück in Berlin besorgte sich Menzel Pferdeköpfe aus einer Abdeckerei. Zwei ebenfalls 1848 datierte Studien toter Pferde werden in der Nationalgalerie Berlin aufbewahrt, eine dritte im Kunst Museum Winterthur. Die im Format kleinere Ölstudie der Hamburger Kunsthalle zeigt in Seitenansicht nach links den abgeschlagenen Kopf eines braunen Pferdes vor sandfarbenem Hintergrund; der durchtrennte Hals ist in Untersicht gegeben, sodass Wirbelknochen und Fleisch zu sehen sind.
Die obsessive Auseinandersetzung mit dem Thema der toten Kreatur ist wiederholt in Zusammenhang mit den blutigen Straßenkämpfen vom März 1848 gebracht worden, die in Berlin und anderen Teilen Preußens die allgemeine Ordnung vorübergehend erschüttert hatten. Dass die politischen Ereignisse jener Tage Menzel nicht unberührt ließen, zeigt eindrucksvoll das unvollendete Gemälde „Die Aufbahrung der Märzgefallenen“ (1848).

Wolfgang Cortjaens

Details about this work

Beschriftung: Oben links signiert und datiert: "A. Menzel / 48."

SL 130 Janda 79,

Adolph Menzel (1815 - 1905), 1848 (1); [...] (2); Slg. Max Liebermann, Berlin, mind. 1926 - mind 1929 (3); [...] (4); Galerie Thannhauser, Berlin, ? - Feb. 1936 (5); Slg. Georg Glaubitz (1890 - 1979), Hamburg, Feb. 1936 - 1979 (6); Erbengemeinschaft Glaubitz, 1979 - ? (7); Geschenk an Horst Appuhn, Lüneburg, ? - 1989 (8); Ankauf von dort mit Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung, Dezember 1989 (9)

1) Es ist zu klären, wann, wie, an wen und für wieviel Menzel das Werk verkaufte oder gab.
2) Bislang unbekannte Provenienz/en.

3) Für 1926: SMB-ZA, I/NG 604: Übersicht über die Leihgaben für die Nürnberger Ausstellung 1926 vom 17.5.1926 laut Karl-Heinz und Annegret Janda: Max Liebermann als Kunstsammler, in: Staatliche Museen zu Berlin. Forschungen und Berichte 15, 1973, S. 105-149, S. 191 und zuletzt Verlorene Schätze. Die Kunstsammlung von Max Liebermann, hrsg. von Martin Faass, Nicolai Verlag, 2013, S. 131, Nr. 130.

Für 1929: Hundert Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler, Ausst.-Kat. Verein Berliner Künstler, 1929, S. 131, Nr. 969. Hier stimmen die Maße mit dem Werk der Kunsthalle im cm-Bereich überein.

1928 war ein Gemälde "Pferdekopf" in der Galerie Thannhauser, Bellevuestraße 13, Berlin, in der dort veranstalteten Ausstellung "Adolph von Menzel" ausgestellt. Eine eindeutige Identifizierung mit dem Werk der Kunsthalle ist auf Grund der nicht gegebenen Informationen, wie Maße, Technik, etc. nicht möglich. Das Werk hat hier den Titel: "Pferdekopf". Siehe Adolph von Menzel, Ausst.-Kat. Galerien Thannhauser / April 1928, Berlin 1928, S. 8, Nr. 13. Aus diesem Katalog geht für 1928 auch nicht das Eigentum Liebermanns hervor.

4) Bislang unbekannte Provenienz/en. Laut Verlorene Schätze. Die Kunstsammlung von Max Liebermann, hrsg. von Martin Faass, Nicolai Verlag 2013, S. 184, Nr. 130 sei das Gemälde 1936 bei Martha Liebermann gewesen. Hierfür wird jedoch kein Nachweis erbracht.

5) HAHK: NL Glaubitz, Konvolut "Briefwechsel div. Kunsthändler", 9-13; Ordner „Briefwechsel Nicolai“, Teil II, fol. 154-436, 375. #
6) HAHK: NL Glaubitz, Konvolut "Briefwechsel div. Kunsthändler", 9-13; Ordner „Briefwechsel Nicolai“, Teil II, fol. 154-436, 375. #
7) # noch nachzutragen.
8) Laut Auskunft von Gerda Kohbrok, eine der beiden Töchter von Georg Glaubitz, vom 31.3.2010, schenkte die Erbengemeinschaft Appuhn das Werk, als Anerkennung seiner Hilfe bei der Sichtung und Schätzung der Sammlung ihres Vaters.
9) Inventarbuch: Die Ankaufssumme belief sich auf 35.000 Deutsche Mark.

Stand: 31.3.2010, 18.6., 19.6.2020, Ute Haug.
Status: in Bearbeitung (mit # markierte Stellen sind zu ergänzen), ungeklärt, bedenklich.

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Max Liebermann als Kunstsammler, Karl-Heinz und Annegret Janda, 1973, S. 119, 138, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 79

Hamburger Erfahrungen 1969-1990, Werner Hofmann; Herausgeber: Freunde der Kunsthalle e.V., 1990, Abb. S. 42, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 42

Berichte der Hamburger Kunsthalle, 1990, S. 264, Abb. S. 264, Abb.-Nr.

Hundert Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler; Verein Berliner Künstler, 1929, 1929, S. 131, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 969

Max Liebermann. Die Kunstsammlung. Von Rembrandt bis Manet, Herausgeber: Bärbel Hedinger, Michael Diers, Jürgen Müller, 2013, S. 277, Abb. S. 277, Abb.-Nr.

Verlorene Schätze. Die Kunstsammlung von Max Liebermann, Herausgeber: Martin Faass, 2013, S. 184, Abb., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 130

Adolph von Menzel; Galerien Thannhauser / April 1928, 1928, S. 8, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 13

Öl auf Papier auf Leinwand 16.9cm x 25.5cm (Bild) 33cm x 41cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung, 1989 Inv. Nr.: HK-5440 Collection: 19. Jahrhundert Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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