Thomas Wijck

Italienischer Hafen

Eine vornehm gekleidete Frau steht mit ihrer Begleiterin zwischen verstreut herumliegenden Fässern, Gefäßen und Reisegepäck auf einer Mole. Zwei Segelschiffe liegen links und rechts vor Anker. Am flachen Ufer sind mehrere Wäscherinnen um einen Brunnen versammelt. An der felsigen Küste erhebt sich ein Kastell mit mächtigem Rundturm. Mit wenigen pastos aufgetragenen Farbtupfern sind die Gesichter der beiden Frauen auf die ockerfarbene, stellenweise noch sichtbare Grundierung gemalt.
Ein Gemälde in Pommersfelden wiederholt Inv. 213 nahezu spiegelbildlich;2 die Südliche Hafenlandschaft in der Akademie in Wien teilt die Vordergrundszene ähnlich auf.3 Wijcks Bilder von Küsten und Häfen am Mittelmeer, häufiger mit Ansichten von Neapel, Livorno oder Genua in Verbindung gebracht, lassen sich topographisch nicht bestimmen. Die wiederholte Verwendung gleicher Motive, etwa des mächtigen Rundturmes, läßt annehmen, es handle sich um fiktive Veduten.4 Der Vergleich mit Seehäfen von Jan Asselijn und Jan Baptist Weenix, mögliche Vorbilder für Wijck,5 zeigt, daß seine Kompositionen weniger logisch aufgebaut sind; so besteht auf Inv. 213 kein räumlicher Zusammenhang zwischen Mole und Strand. Nur wenige Gemälde Wijcks sind datiert. Die Hafenlandschaft in Wien datiert Trnek in die sechziger Jahre, in dieser Zeit dürfte auch Inv. 213 entstanden sein.

Thomas Ketelsen 2001

1 B. Schnackenburg, Die Anfänge von Thomas Adriaensz Wijck (um 1620-1677) als Zeichner und Maler, in: Oud Holland 106, 1992, S. 143-156, vermutet wird ein Italienaufenthalt um 1650 oder später.
2 Lw., 85 x 100 cm, Graf von Schönborn-Wiesentheid, Kunstsammlungen, Schloß Weißenstein, Pommersfelden, Inv. 643.
3 Holz, 51,5 x 72,5 cm, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien, Inv. 800; Katalog Wien 1992, S. 444-446, Nr. 144, mit Hinweis auf Inv. 213.
4 Vgl. Südlicher Seehafen, Lw., 51,5 x 62,5 cm, Landesmuseum Mainz, Inv. 107; Niederländische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts, bearb. v. C. Stukenbrock, Mainz 1997, S. 523 f., mit Hinweis auf Inv. 213.
5 Vgl. J. Asselijn, J. B. Weenix, Seehafen mit hohem Turm, Lw., 127 x 167 cm, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien, Inv. 761; Katalog Wien 1992, S. 42-46, Nr. 15; Schloss 1982 hebt dagegen den Einfluß von Nicolaes Berchem auf Wijck hervor. Einen Überblick zur Symbolik des Hafens in der zeitgenössischen Malerei gibt Bolard 1991.

Lit.: Verzeichniß der gegenwärtigen Gemäldesammlung des Hof- und Landgerichtsadvocaten Schmidt in Kiel, Kiel 1817, S. 105, Nr. 765; Handschriftlicher Katalog der Sammlung Johannes Amsinck 1836, Nr. 22; Verzeichnis 1880, S. 30, Nr. 204; Katalog 1918, S. 193; Katalog 1921,
S. 201; Katalog 1930, S. 188 f.; Katalog 1956, S. 173; Katalog 1966, S. 181; Luigi Salerno, Pittori di paesaggio del Seicento a Roma, 3 Bde., Rom 1977-1980, Bd. 1, S. 342, 344, Abb. 58.2; Christine Skeeles Schloss, Travel, Trade, and Temptation. The Dutch Italianate Harbor Scene, 1640-1680 (Phil. Diss. Yale University 1978), Ann Arbor 1982, S. 25, Anm. 62; Laurent Bolard, La symbolique des ports chez Claude Lorrain. Une révision, in: Gazette des Beaux-Arts 118, 1991, S. 222; Katalog Wien 1992, S. 446,
Abb. 144a.

Details about this work

Öl auf Leinwand 50cm x 59cm (Bild) 62.5cm x 71.5cm (Rahmen) Vermächtnis Amsinck 1879 Inv. Nr.: HK-213 Collection: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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