Ferdinand Hodler
Blick ins Unendliche, um 1903 (später überarbeitet)
Kerzengerade steht ein nackter Jüngling auf dem höchsten Gipfel eines Gebirges, zu seinen Füßen ein dichtes Nebelmeer. Die Pastelltöne der Farbpalette vermitteln eine sanfte Stimmung, verstärkt durch die emotionale Gestik der über die Brust gelegten Hände. Ferdinand Hodlers Gemälde »Blick ins Unendliche«, das er in mehreren Varianten malte, suggeriert ein Gefühl der Grenzenlosigkeit durch den symmetrisch gestaffelten Bildraum, die Weite des Hintergrundes und die erhobene Position des geradewegs in die Ferne schauenden Menschen. Für die zart konturierte Figur, die Himmel und Erde zu verbinden scheint, stand Hodlers Sohn Hector Modell.
Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler beschäftigte sich seit dem Jahr 1910 mit dem Thema der Unendlichkeit; es fand auch Eingang in seine als »Le regard dans l'infini« (Blick ins Unendliche) betitelte Komposition, die Hodler für ein Wandgemälde im neu errichteten Kunsthaus Zürich entwarf und die mehrere in blaue Gewänder gekleidete, aufrecht stehende Frauen präsentiert. Die Farbe Blau spielte dabei für Hodler eine tragende Rolle: »Durch die großen Figuren kam ich den weiten Flächen, dem blauen Himmel näher. Blau ist mir überhaupt die liebste Farbe.«
Inga Dreesen