Daniel Nikolaus Chodowiecki

Halbfigur einer sitzenden jungen Dame nach rechts, 1758

Mit Bleistiftskizzen wie der einer jungen sitzenden Dame begann Chodowieckis Laufbahn als Zeichner. Solche Zeichnungen eher privaten Charakters entstanden zumeist in den Jahren 1758 bis 1762 im Kreis seiner Familie bzw. seiner Freunde. Sie alle zeigen ähnliche Motive – zumeist kartenspielende oder auch nur einfach sitzende Damen.
Auf dem vorliegenden Blatt, das wohl 1758 entstand, konzentrierte sich Chodowiecki auf die spontane Erfassung der sitzenden Figur, ohne anzugeben, worauf sie sitzt oder um was für einen Raum es sich handelt. Bei der wie unbemerkt erscheinenden Aufnahme bleibt ungewiss, welcher Tätigkeit die Dargestellte nachgeht, Chodowiecki verfolgt nur ihren konzentrierten Ausdruck. Bei der bräunlichen Einfärbung des Hintergrundes handelt es sich offensichtlich nicht um das von Chodowiecki häufiger verwendete Fixativ (Anm. 1), um die Zeichnungen zu schützen, sondern um ein bewusst eingesetztes Gestaltungsmittel.
Chodowiecki hat diese Darstellung eindeutig als Vorderseite bestimmt, indem er sie datierte: „le 20 7bre“ (= 20. September 1758). Auf der Rückseite hat er dieselbe Zeichnung wohl gleich anschließend am selben Tag noch einmal spiegelbildlich wiederholt. Das Blatt dürfte aus einem privaten Skizzenbuch stammen, in dem Chodowiecki „nebenher“ zeichnete, wie er selbst es nannte.

Peter Prange

1 Vgl. Wolfgang von Oettingen: Daniel Chodowiecki. Ein Berliner Künstlerleben im achtzehnten Jahrhundert, Berlin 1895, S. 263, Anm. 2.

Details about this work

Bleistift, laviert 102mm x 71mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 42266 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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