Pablo Picasso

Kopf eines Picadors mit gebrochener Nase, 1903 (Guss 1960?)

Der von Kind auf malende Picasso begann sein plastisches Œuvre erst 1902, ein Jahr später entwickelte er wohl in Barcelona parallel zwei ähnliche Arbeiten: Maske eines blinden Sängers und Kopf eines Picadors. Von Aufenthalten in Paris kannte Picasso Werke von Rodin, darunter Mann mit gebrochener Nase. Dessen expressive Gesten, psychologische Intensität und lebendige Oberflächeneffekte finden sichtbaren Niederschlag in dem fast lebensgroßen knochigen Gesichtsfeld des Picadors. Auch das Fragmentarische, Deformierte der Physiognomie, das Abweichen vom Idealbild zur Steigerung des Ausdrucks deuten auf diese Inspirationsquelle. In Paris könnte Picasso, der sich wenig später außereuropäische Kunstobjekte zum Vorbild für seine künstlerische Abstraktion nahm, auch Gauguins Maske eines Wilden gesehen haben. Inhaltlich steht der einer Totenmaske ähnelnde Kopf eines Picadors den melancholischen Gemälden der Blauen Periode nahe: Wie der von Picasso geliebte Stierkampf thematisieren sie Leben, Tod und das Ringen des Menschen um seine Existenz.

Karin Schick

Details zu diesem Werk

Beschriftung: "CIRE (Unterstrich) C. VALSUANI (Unterstrich) PERDUE" (Gießerstempel unter rechtem Kiefer); "1/6" (Rückseite, in Gussform eingeritzt); Reste e. Aufklebers auf Rückseite "Gal(...) Louis(....)", d. i. Louise Leiris (Paris)

Beschriftung fremd: 1961-21 (Inv.Nr. HK in Weiß)

Spies/Piot 3,

Pablo Picasso (1881 - 1973), 1901/1905 Erstentwurf, Guss vermutlich 1960, 1960 (1); Galerie Louise Leiris, Daniel-Henry Kahnweiler, Paris, 1961 (2); Kunsthändler Michael Hertz (in Kommission?), Bremen, 4.7.1961 (3); Ankauf von dort, 4.7.1961 (4)

1) SHK-Archiv: Ordner Protokolle 1956-69, Protokoll v. 30.6.1961, S. 2. Laut Protokoll sei der Bronzekopf 1901 entstanden und "jetzt" seien "6 Bronzegüsse angefertigt" worden.
2) Aufklebereste auf der Rückseite: "Gal(...) Louis(....)", d. i. Louise Leiris (Paris)", siehe auch Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels, Bestand Galerie Hertz, Bestandsbezeichnung ist noch nachzutragen, darin: Schreiben von Michael Hertz an Daniel-Henry Kahnweiler vom 30.1.1961 und Schreiben von Daniel-Henry Kahnweiler an Michael Hertz vom 3.2.1961. Aus der Korrespondenz geht nicht hervor ob Hertz die Skulptur erwarb und weiterveräußerte oder sie in Kommission nahm.
3) HAHK: 32-233.7 (ehem. Slg 3) Ankäufe für die Plastik- u. Medaillen-Sammlung, 1951 - 1961, 225. Eintrag im Inventar Medaillen und Plastik, 1951/16 - 1971/37, S. 83. SHK-Archiv: Ordner Protokolle 1956-69, Protokoll v. 30.6.1961, S. 2. Laut Protokoll wurde entschieden, dass Hentzen das Werk aus "seinen ordentlichen Etatmitteln kaufen" solle. Es heißt zudem: "Er könne [...] das Stück, das z. Zt. auf der Picasso-Ausstellung in Bremen ist" [...] für 26.500" DM erwerben.
4) HAHK: 32-233.7 (ehem. Slg 3) Ankäufe für die Plastik- u. Medaillen-Sammlung, 1951 - 1961, 225. Eintrag im Inventar Medaillen und Plastik, 1951/16 - 1971/37, S. 83. Die Ankaufssumme betrug 26.500 Deutsche Mark.

Stand: 8.1.2017, Anna Seidel, 8.5.; 17.8.2020, 5.4.2022, Ute Haug;
Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, unbedenklich.

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Die dritte Dimension. Plastiken, Konstruktionen, Objekte. Bestandskatalog der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Georg Syamken, 1988, S. 332-334, Abb., Abb.-Nr.

Picasso. Druckgraphik, Gemälde, Handzeichnungen, Plastik; Kunsthalle Bremen, 1961, S. 16, Abb. S. 19, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. L49

"Masque d'homme" Ein Frühwerk Pablo Picassos, Riedl, Peter Anselm, 1962, Abb.-Nr.

Picasso. Das Plastische Werk. Werkverzeichnis der Skulpturen in Zusammenarbeit mit Christine Piot, Spies, Werner, 1983, S. 372, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 3.II

Kunst aus acht Jahrhunderten, Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und Freunde der Kunsthalle e.V., 2016, S. 153, Abb., Abb.-Nr.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Liselotte Möller und Peter Anselm Ridl; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1962, S. 83-92, Abb., Abb.-Nr.

Objekt: Herausragend!: das Relief von Rodin bis Picasso, Eiling, Alexander , 1974- (HerausgeberIn); Mongi-Vollmer, Eva , 1968- (HerausgeberIn); Schick, Karin , 1968- (HerausgeberIn); Schütt, Friederike (MitwirkendeR); Au, Juliane (MitwirkendeR); Prestel Verlag (Verlag); Städel Museum (Herausgebendes Organ); Hamburger Kunsthalle (Herausgebendes Organ), 2023, S. 99, Abb. S. 104, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 41

Bronze, dunkel patiniert Hamburger Kunsthalle, erworben 1961 Inv. Nr.: S-1961-21 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk, © VG Bild-Kunst, Bonn Foto: Elke Walford

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