Johann König
Abraham bewirtet die drei Männer
Das Thema geht zurück auf eine Geschichte aus dem 1. Buch Mose, 18,6-15. Der Herr führt seinen Knecht Abraham nicht nur durch Wüste und Gefangenschaft, sondern ist auch ständig gegenwärtig. Hier sind es drei Männer in Gestalt von Engeln, die Abraham im Hain Mamre erscheinen und die er zunächst für wandernde Fremdlinge hält, denen er jedoch die Wohltaten der Fußwaschung und des Gastmahls gewährt. Auffällig ist hier der Zeigegestus Abrahams auf die Verkostung. Ein farbiger Bediensteter trägt den Braten sowie weitere Gerichte herbei. Einer der drei Fremden, der jedoch nicht sofort erkennbar dominiert, ist kein Geringerer als der Herr selbst, der kam, um Sara, Abrahams Weib, zu verkünden, dass sie in einem Jahr einen Sohn gebären werde. Die in der Genesis beschriebene Szene spielt direkt vor dem Hause Abrahams: »… und er trug auf Butter und Milch und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.« Die Wanderer haben ihre Stöcke und großen Hüte auf den Boden gelegt. »Sie sprachen zu ihm: Wo ist dein Weib Sara? Er antwortete: Drinnen in der Hütte. Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen über ein Jahr; siehe, so soll Sara, dein Weib, einen Sohn haben.« Das hörte Sara hinter ihm, denn sie verbarg sich hinter der Tür der Hütte.
Abrahams Wohnstätte wird hier aus dem Lande Kanaan in eine freundliche Wiesen- und Waldlandschaft versetzt; im Hintergrund sind einige Felsen zu erblicken, die linke Bildhälfte wird von einem großen Baum hinterfangen. Es überwiegt der Eindruck eines ländlichen Idylls mit den friedlich grasenden Tieren, von denen sich eine Kuh deutlich im Wasser des Sees spiegelt. Einzig im rechten Bildhintergrund befinden sich warnende Verweise auf entblätterte und zu einem völlig vertrockneten Strunk verkommene Bäume.
Im Zuge der Auseinandersetzung mit alttestamentarischen Themen in der holländischen Malerei, speziell derjenigen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, gewann dieses Bildthema wieder erneut an Bedeutung, mit der auch hier erkennbaren Dominanz der Landschaftsgestaltung. So ist diese Landschaft mit dem biblischen Motiv in das zweite Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts zu datieren. M. S.
AUSST.: Luther und die Folgen für die Kunst, hrsg. v. Werner Hofmann, Hamburger Kunsthalle 1983, S. 354,
Nr. 222.
LIT.: Alfred Hentzen, Erwerbungen 1951-1957, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 3, 1958, S. 150, Abb. 4; Katalog 1966, S. 92; Meisterwerke 1969, o. S.,
Abb. 61; Rainer Oberthür, Rita Burrichter, Die Bibel für Kinder, München 2004, S. 54, 293, Abb. S. 6, 54.