Floris Gerritsz. van Schooten
Frühstücksstillleben mit einem Ochsenbraten
Das Stilleben wurde erstmals 1930 aufgrund der wiederentdeckten Signatur als Werk Van Schootens erkannt.2 Im 19. Jahrhundert galt es als Werk Willem Kalfs, die Kataloge 1918 und 1921 verzeichneten es unter Pieter Claesz. Ein Erkennungszeichen Schootens ist der angeschnittene Ochsenbraten; zum festen Repertoire seiner Stilleben zählen ferner das Salzfaß daneben, die Schale mit Oliven, die aufeinandergestapelten Käsestücke sowie der Porzellanteller mit den Butterscheibchen auf einem gedeckten Tisch. Variiert wurde jeweils die Anordnung der einzelnen Dinge, wie etwa der Vergleich mit einem Gemälde in Den Haag zeigt.3 Auch der Silberbecher mit eingravierter Verzierung, auf einen Zinnteller gestellt, kommt wiederholt vor.4 Im Unterschied zu seinen Vorgängern Nicolaes Gillis und Floris van Dijck hat Schooten den Blickpunkt gesenkt, so daß die Gegenstände hintereinander auf dem Tisch angeordnet erscheinen.
Zu Käse auch Butter zu essen, wurde im 17. Jahrhundert noch als Luxus angesehen und verdammt. Nach Bruyn verlor der Käse durch die gewonnene Unterscheidung von Fäulnis und Gärung durch Johann Joachim Becker (1669) seinen vormals schlechten Ruf. Auch sollte sein Geruch angeblich die physische und psychische Gesundheit gefährden.5
Thomas Ketelsen 2001
1 Vroom 1980/1999, Bd. 1, S. 79-87.
2 Heise, Holländische Reise 1917, führte bereits Van Schooten als möglichen Maler von Inv. 75 an (Galerieakte). Der Hinweis auf Van Schooten findet sich auch in einem Schreiben der Galerie Van Diemen & Co. vom 17. 12. 1928 an die Kunsthalle.
3 Eichenholz, 52,8 x 83,5 cm, Rijksdienst Beeldende Kunst, Den Haag, Inv. NK 1703; vgl. Ter Kuile 1985, S. 168, Nr. VI-53, mit Hinweis auf Inv. 75. Vgl. auch das Frühstücksstilleben, Holz, 47 x 84 cm, Rijksmuseum Kröller-Müller, Otterlo, Inv. 593-18; Paintings of the Rijksmuseum Kröller-Müller, bearb. v. J. Bruyn, Otterlo 1969, S. 54 f., Nr. 69.
4 Vgl. Holz, 39,5 x 57,5 cm, Mansion House, London; Dutch
& Flemish 17th-Century Paintings. The Harold Samuel Collection, bearb. v. P. C. Sutton, Cambridge 1992, S. 184-186, Nr. 63, mit Hinweis auf Inv. 75 und weitere Darstellungen.
5 Vgl. J. Bruyn, Dutch Cheese. A Problem of Interpretation, in: Simiolus 24, 1996, S. 201-208. Zur Ikonographie des Käses s. ferner S. Segal, A Prosperous Past. The Sumptuous Still Life in the Netherlands 1600-1700, Den Haag 1988, S. 73.
Ausst.: Offizieller Katalog der Ausstellung von Meisterwerken der Renaissance aus Privatbesitz, Kgl. Kunstausstellungsgebäude, München 1901, S. 13, Nr. 93 (als Kalf).
Lit.: Woermann 1907, S. 228, Nr. 282; Lichtwark 1912, S. 20, Nr. 26 (als Kalf); Katalog 1918, S. 27 (als Claesz); Katalog 1921, S. 27 f.; Katalog 1930, S. 144 f. (als Van Schooten); N. R. A. Vroom, Fra Juan Sanchez Cotan, een Spaansch Stillevenschilder, S. 151-157, in: Oud Holland 40, 1943, S. 156; Bergström 1956, S. 272; Katalog 1956, S. 138; Katalog 1966, S. 144; P. Gammelbo, Floris Gerritsz. van Schooten, in: Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek 17, 1966, S. 132, Nr. 73, Abb. 28; Meisterwerke 1969,
Abb. 98; Bernt 1979/80, Bd. 3, Abb. 1125; Vroom 1980/ 1999, Bd. 1, S. 87, Bd. 2, S. 117, Abb. Nr. 594; Kurt Nagel, Benno P. Schlipf, Das Fleischerhandwerk in der bildenden Kunst, Heidenheim 1982, S. 97, Abb. 197, S. 99; Onno ter Kuile, Seventeenth-Century North Netherlandish Still Lifes, Den Haag 1985, S. 168, unter Nr. VI-53, Abb. VI-53a; The Lure of Still Life, hrsg. v. Jacopo Lorenzelli, Eckhard Lingenauber, Düsseldorf 1995, S. 88-91, Nr. 9, Abb. 1, S. 91; Gemar-Koeltzsch 1995, Bd. 3, S. 915, Nr. 359/10.