Franz Timmermann
Sündenfall und Erlösung, 1540
Der Hamburger Maler wurde vermutlich in der Werkstatt Cranachs d. Ä. in Wittenberg ausgebildet. Das Bildmotiv geht wohl auf Martin Luther zurück und hatte in der protestantischen Rechtfertigungslehre zur Erklärung der Antithese von Gesetz und Gnade eine didaktische Funktion. Timmermann setzte die Gegenüberstellung von aufeinander Bezug nehmenden Begebenheiten aus dem Alten und Neuen Testament in verschiedene Erzählebenen. Dabei ist die linke, alttestamentliche Seite vom Thema Sünde, Strafe und Tod bestimmt, während rechts Szenen aus dem Neuen Testament gezeigt werden, die Hoffnung, Gnade und den Sieg über den Tod thematisieren. Die Bildmitte wird von einer vertikalen Achse dominiert, die sich aus einem Baum mit einer kahlen und einer belaubten Seite und einer nackten Figur, als Stellvertreter der Menschheit, zusammensetzt. Moses, als Verkörperung des Gesetzes, zeigt warnend die Gesetzestafeln. Dieser Konfrontation liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich im Neuen Testament das im Alten Testament angekündigte Heil vollende.
Sandra Pisot