Bernhard Heisig
Die Pariser Kommune, 1979
Das Triptychon zeigt mehrere in bewegtem Duktus gemalte Straßenkampfszenen. Die Komposition aus einander überlappenden und durchdringenden Menschen, Waffen sowie Gegenständen erzeugt zusammen mit dem teils pastosen Farbauftrag und groben Pinselstrich ein rohes Chaos. Die Körper der Dargestellten, ihre Gestik und Mimik wirken wie mitten in der Aktion erstarrt – Überlebenskampf, Freiheitsdrang, Todesfurcht, Sexualität und Gewalt sind untrennbar miteinander verwoben und machen die Grundängste und -triebe des menschlichen Daseins spürbar. Der Mitbegründer der Leipziger Schule Bernhard Heisig wurde von den autobiografischen Schilderungen Prosper Olivier Lissagarays (1838-1901) zu diesem Werk angeregt. Lissagaray hatte im Mai 1871 im Deutsch-Französischen Krieg auf den Barrikaden der Pariser Kommune gekämpft, als über 20 000 Menschen starben. Heisig verarbeitet das historische Grauen, seine Gemälde bilden jedoch nicht nur die Geschehnisse ab, sondern verweisen durch ihre expressive Sprache auch auf grundlegende politische Unsicherheiten und Konflikte – zu DDR-Zeiten wie auch heute.
Inga Dreesen