George Grosz

John, der Frauenmörder, 1918

Als Betrachter wird man unweigerlich Zeuge eines soeben verübten Lustmordes: Zwischen Häuserwänden eilt geduckt der schwarz gekleidete Mörder davon, während hinter ihm eine nackte, zerstückelte Frauenleiche zurückbleibt. Die nächtliche Straßenszene wird von Mondschein erhellt, ein Blumenstrauß fällt zu Boden. Grosz, der sich in seinen Werken oftmals den Abgründen der Großstadt widmete, faszinierte das Sujet des Frauenmordes so sehr, dass er sich um 1918 sogar selbst in der Rolle des Lustmörders fotografieren ließ. Von einem Selbstporträt des Künstlers ist in John, der Frauenmörder allerdings nicht auszugehen. Vermutlich liegen dem Gemälde eine literarische Vorlage oder die Geschehnisse um den Serienmörder Jack the Ripper zugrunde. Mit dem für die Kunst der Neuen Sachlichkeit nicht ungewöhnlichen Thema des Frauenmordes wird der Konflikt zwischen den Geschlechtern thematisiert. Aufgrund der schematisierten Darstellung des Raums und der menschlichen Körper ist das Bild aber auch eine Polemik gegen überkommene Vorstellungen von Kunst.

Anna Heinze

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 86.5cm x 81.2cm (Bild) 113cm x 108cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1967 Inv. Nr.: HK-5112 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk © VG Bild-Kunst, Bonn Foto: Elke Walford

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