Max Beckmann

Boote am Strand, 1937

Als Reaktion auf den zunehmenden Eingriff der Nationalsozialisten in ihre Lebenswelt und Freiheit verließen Max Beckmann und seine zweite Frau Mathilde am 17. Juli 1937 Deutschland und gingen nach Amsterdam - nur zwei Tage vor der Eröffnung der diffamierenden Ausstellung »Entartete Kunst« in München, auf der Beckmann mit zehn Gemälden und zwölf Graphiken vertreten war. Obwohl Amsterdam nur als vorübergehende Station gedacht war, blieb die Stadt zehn Jahre lang die Heimat des Paares bis zur Übersiedlung in die USA.
Erste im Exil entstandene Gemälde, darunter »Boote am Strand«, greifen die Eindrücke einer kurzen Reise auf die Insel Wangerooge einige Wochen vor der Emigration nach Holland auf. In diesen Strand- und Meeresbildern erfasste Beckmann die Landschaft nicht nur ihrer äußeren Erscheinung nach, sondern deutet sie zum Träger seiner persönlichen Gefühlswelt im Exil um: Der Zugang zum Strand und zum offenen Meer ist durch eine schräg ins Bild gesetzte Steinmauer versperrt, während sich am Horizont die Wolken zu einer bergähnlichen Barriere auftürmen. Auch die Segelboote, die für Beweglichkeit und Aufbruch stehen, liegen allesamt im Sand, parallel zum Ufer ausgerichtet, anstatt in die Ferne aufzubrechen. Ein strenger Bildaufbau aus Horizontalen und Senkrechten steigert schließlich den Eindruck von Stillstand und der Begrenzung, die der Mensch und Künstler Max Beckmann bei seiner Ankunft im Exil empfunden haben muss.

Sophia Colditz

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 48cm x 69cm (Bild) 73.5cm x 94.5cm (Rahmen) Sammlung Rauert in der Hamburger Kunsthalle Inv. Nr.: HK-200626 Sammlung: Klassische Moderne Privatsammlung in der Hamburger Kunsthalle, Foto: Elke Walford

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