Lawrence Alma-Tadema
Das Fest der Weinlese, 1871
Das reiche Londoner Bürgertum liebte die luxuriösen Historiengemälde Alma-Tademas – gleich vier davon gelangten 1910 mit der Sammlung des Bankiers John Henry Schröder in die Kunsthalle, darunter das Fest der Weinlese, das den Beginn der Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Bacchuskult markiert. Vor einer Prachtkulisse aus Marmor zieht das Gefolge des Weingottes vorüber: Mänaden und Amphorenträger, Thyrsosstäbe, Doppelflöten und Efeu sind der antiken Reliefkunst verpflichtet. Artefakte, die der Künstler mit archäologischer Sorgfalt in einem fotografischen Archiv sammelte, bilden die erlesene Prunkausstattung der römischen Villa. Ein Freskenfragment und der Name des Patriziers Holconius Rufus in einer Fußbodeninschrift verweisen auf Pompeji, dessen Ausgrabung die Phantasie der Zeitgenossen beflügelte und das als Inbegriff von Luxus und Dekadenz galt. Die Priesterin mit rotem Haar und die Orientalen im Hintergrund überführen den antiken Kult ins Britische Empire des Viktorianischen Zeitalters, das im Römischen Reich sein Vorbild erblickte.
Neela Struck
Details zu diesem Werk
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Beschriftung: Signiert und datiert auf dem Altarsockel unten in der Mitte: L. Alma-Tadema 187(?).
Beschriftung fremd: Rückseitenbefund (gesehen, Praxisstudentin M. Achelwilm, 1.03.07):
Ein Klebezettel oben in der Mitte:
Royals Jubilee Exhibition; Manchester, 1887.; Artist L. Alma Tadema R. A.; Title Festival of the Vintage; Owner's Name Baron J.H. Schröder; Adress The Dell, Staines. -
Lawrence Alma-Tadema (1836-1912), 1871 (1); Kunsthandlung Pilgeram & Lefèvre, London, 1871 - 9. Juli 1873 (2); Slg. Johann Heinrich Wilhelm Schröder (1825 - 1910), London, 9. Juli 1873 -1910 (3); Vermächtnis als Teil der Freiherr J. H. Schröder-Stiftung an die Hamburger Kunsthalle, seit 1910 (4)
1) Ergibt sich aus 2).
2) Laut eines Briefes von Annette Dixon, Curator of Cataloguing, National Gallery of Victoria, vom 25. Juni 1987 an Werner Hofmann (in Werkakte), übergab Alma-Tadema das Werk dem Kunsthändler Ernest Gambart (1814 - 1902). Dixon paraphrasiert dort aus einem Brief von Alma-Tadema vom 19. November 1903 an Lindsay Bernard Hall, damaliger Direktor der National Gallery of Victoria, aufbewahrt in der National Library, Canberra.
Gambart war jedoch bereits 1870 in den Ruhestand gegangen und hatte die Leitung seiner Kunsthandlung seinem Neffen Léon Henri Lefèvre und dessen Geschäftspartner Jean Pilgeram übergeben. Diese führte die vormals als E. Gambart & Co firmierende Kunsthandlung unter dem Namen Pilgeram & Lefèvre weiter. Mit dieser hatte Johann Heinrich Wilhelm Schröder bereits im Juni 1871 einen Vorvertrag über den Verkauf des Gemäldes von Lawrence Alma-Tadema abgeschlossen. Überstellt wurde es am 9. Juli 1873. (Kopie des vorläufigen Kaufvertrags sowie der Lieferbestätigung in Werkakte. Das Original befindet sich im Staatsarchiv Hamburg, Bestandsnummer: 622-1/136, Signatur der Archivguteinheit: II.3.)
In jedem Fall waren die Kunsthändler Ernest Gambart, Jean Pilgeram und Léon Henri Lefèvre die wesentlichen Verkäufer von Alma-Tademas Werken, vgl. Robert Verhoogt: Art in Reproduction. Nineteenth-century prints after Lawrence Alma-Tadema, Jozef Israëls and Ary Scheffer, Amsterdam 2007, S. 496.
3) Siehe vorläufigen Kaufvertrag sowie Lieferbestätigung in Werkakte, wie 2). (Kopie in Werkakte. Das Original befindet sich im Staatsarchiv Hamburg, Bestandsnummer: 622-1/136, Signatur der Archivguteinheit: II.3). Sowie: Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984, S. 5.
4) Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984, S. 5.
John Henry Schröder (Hamburg 1825 – 1910 Sidmouth, East Devon, UK), kam als Johann Heinrich Schröder und Sohn einer Kaufmannsfamilie zur Welt. Er übernahm 1849 die väterliche Bank J. Henry Schröder & Co in London und anglisierte seinen Namen.
John Henrys Kunstsammlung, die er im Verlauf der 1850er und 1860er Jahre zusammenstellte, umfasste im Jahr 1910 63 Gemälde und sieben Skulpturen von Eduard Müller sowie eine Büste von Gian Lorenzo Bernini. Zu den vertretenen Malern zählten hauptsächlich französische und deutsche Künstler wie Andreas Achenbach, Camille Corot, Jean-Léon Gérôme, Ludwig Knaus, Ernest Meissonier oder Adolph Menzel sowie der Niederländer Lawrence Alma-Tadema. Ab den 1870er Jahren tätigte Schröder nur noch sporadisch Neuerwerbungen. Ab den 1880er Jahren sammelte er vermehrt kunstgewerbliche Gegenstände und konzentrierte sich auf seine Orchideenzucht.
Der Aufbau einer Kunstsammlung ist mutmaßlich mit der Eheschließung mit Eveline Schlüsser (1828-1900) verbunden. Zudem geht der Beginn seiner Sammeltätigkeit mit dem finanziellen Erfolg seiner Firma einher und entsprach zudem dem damaligem Habitus finanziell wohlgestellter Kreise. Dabei unterschied sich John Henrys Sammelschwerpunkt vom allgemeinen Trend, der eher Werke von Alten (niederländischen) Meistern sowie präraffaelitischer Maler bevorzugte. Motivisch überwog in John Henrys Sammlung eine dem akademischen Realismus treue Genre- und Landschaftsmalerei.
Von den ursprünglich 71 Werken befinden sich heute 48 Werke im Eigentum der Hamburger Kunsthalle. Vornehmlich zwischen 1921 und 1932 wurde die Stiftung aufgrund von Verkäufen reduziert. So verließen auch einige Werke von Lawrence Alma-Tadema, Ernest Meissonier oder die sieben Skulpturen von Eduard Müller den Bestand der Hamburger Kunsthalle. Sehen Sie hierzu auch das Forschungsprojekt „Vergangene Werke der Hamburger Kunsthalle“. [# link einfügen]
Weitere Informationen sind zu finden in: Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, 1984 und Richard Roberts: Schroders. Merchants & Banks, London 1992.
Stand: 19.5., 30.6.2020, Ute Haug, Jasper Warzecha; 29.9.2020, 11.8.2021, Ute Haug.
Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), geklärt, unbedenklich.
Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.
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Idealismus und Realismus 1830-1880. Die Malerei der
bürgerlichen Gesellschaft, Fritz Baumgart, 1975, S. 150, Abb.-Nr.Sir Lawrence Alma-Tadema. The Painter of the Victorian Vision of the Ancient World, Vern G. Swanson, 1977, S. 17, Abb.-Nr.
The Biography and Catalogue raisonné of the Paintings of Sir Lawrence Alma-Tadema, Vern G. Swanson, 1990, S. 157, Abb. S. S. 328, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 122
Hohe Kunst zwischen Biedermeier und Jugendstil. Historismus in Hamburg und Norddeutschland; Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 1977, Abb. S. S. 412, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 665
Ein Hamburger sammelt in London. Die Freiherr J. H. von Schröder-Stiftung 1910; Hamburger Kunsthalle, 11.5.-29.7., 1984, S. 16, 18, 41-42, Abb. S. 41, 42 (Details), Abb.-Nr.
Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, 1969, S. 8, Abb. S. S. 8, Abb.-Nr.
Was sie liebten... Salonmalerei im XIX. Jahrhundert, Paul Vogt, 1969, S. 8, Abb. S. o. S., Abb.-Nr.
Der Baron und der Maler. Zu den Werken Lawrence Alma-Tademas in der Hamburger Kunsthalle, Stephanie Hauschild; Herausgeber: Uwe M. Schneede, 1999, S. 55-56, Abb. S. 1, Abb.-Nr.
Sir Lawrence Alma-Tadema, Herausgeber: Edwin Becker u. a.; Amsterdam, Van Gogh Museum; Liverpool, Walker Art Gallery, 1996, S. 159-162, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 21
Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: bearb. von Jenns E. Howoldt u. Andreas Baur, 1993, S. 5, Abb. S. S. 5, Abb.-Nr.
Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der neueren Meister. Zweite Auflage, Herausgeber: Gustav Pauli, 1927, S. 7, Abb.-Nr.
Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Friedrich von Boetticher, 1891, S. 24, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 5
Kurzes Verzeichnis der ausgestellten Bilder neuerer Meister, Gustav Pauli, 1920, S. 5, Abb.-Nr.
Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der neueren Meister, Herausgeber: Gustav Pauli, 1922, S. 8, Abb.-Nr.
Lawrence Alma-Tadema. Spring, Louise Lippincott; Herausgeber: The J. Paul Getty Museum, 1990, S. 18, Abb. S. 4, Abb.-Nr.
Kurzes Verzeichnis der ausgestellten Bilder neuerer Meister, Gustav Pauli, 1919, S. 3, Abb.-Nr.
Selten gezeigte Bilder der Hamburger Kunsthalle 2. Französische, belgische und englische Maler des 19. Jahrhunderts; Hamburger Kunsthalle, 1965, S. 4, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 4
Franz von Stuck. Meisterwerke der Malerei, Brandlhuber, Margot Th.; Museum Villa Stuck, München, 2008, Abb. S. S. 167, Abb.-Nr.
Kunst aus acht Jahrhunderten, Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und Freunde der Kunsthalle e.V., 2016, S. 122, Abb., Abb.-Nr.
Romeinse fantasieën, Kees Kejer, 2016, S. 18-24, Abb., Abb.-Nr.
Lawrence Alma-Tadema. Klassische Verführung, Elizabeth Prettejohn, Peter Trippi; Fries Museum, 2016, Abb. S. S. 104, Abb.-Nr.
Im Spiegel der Geschichte: realistische Historienmalerei in Westeuropa 1830-1900, Eberle, Matthias; Herausgeber: Eberle, Matthias, 2017, S. 306, Abb. S. S. 306 (Abb. 151), Abb.-Nr.
Glanzstücke. Meisterwerke der Hamburger Kunsthalle, A. Koep, A.Heinze, A. Stolzenburg, B. Kölle, Ch. Heinrich, D. Klemm, D. Lott-Reschke, F. Britsch, J. Grave, J. Howoldt, J. Hoffmann-Samland, K. Schick; Herausgeber: Ekkehard Nümman für die Freunde der Kunsthalle e.V., 2018, S. 64-65, Abb., Abb.-Nr.
Making History. Hans Makart und die Salonmalerei des 19. Jahrhunderts, Herausgeber: Markus Bertsch und Amelie Baader für die Hamburger Kunsthalle; Hamburg/ 2020, 2020, S. 80, Abb. S. 64/65, 81, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 19
Making History. Hans Makart und die Salonmalerei des 19. Jahrhunderts (Begleitheft), Herausgeber: Hamburger Kunsthalle, 2020, S. 6, 7, Abb. S. 7, Abb.-Nr.
Öl auf Leinwand 77cm x 177cm (Bild) 118.5cm x 219.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Freiherr Johann Heinrich von Schröder-Stiftung, 1910 Inv. Nr.: HK-1906 Sammlung: 19. Jahrhundert © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford
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