Philipp Otto Runge
Triumph des Amor, Kompositionsstudie, 1802
Isermayer hatte noch angenommen, bei dem Blatt handle es sich dasjenige, dass Runge am 12. September 1801 seinem Bruder geschickt hatte (Anm. 1), doch ist diese Annahme aufgrund der Übereinstimmung bis in die Einzelheiten zwischen Umrisszeichnung und ausgeführter Grisaille auszuschließen. Das Blatt dürfe vielmehr auf Daniels Bemerkung zu beziehen sein, dass Runge nach dem Gemälde auch eine Radierung anfertigen wollte, dieses Vorhaben aber aufgab, doch „fertigte er sich eine (noch vorhandne) genaue Aufzeichnung, in Contouren), um es nach einigen Jahren, wie er meynte, wieder vom Grunde aus durcharbeiten zu können.“ (Anm. 2) Am 19. April 1808 hat Runge die Zeichnung an Goethe geschickt (Anm. 3); 1825 befand sie sich in Daniels Besitz, wahrscheinlich danach entstand Otto Speckters Lithographie in den „Hinterlassenen Schriften“ (Anm. 1).
Von Runges Sohn Otto Sigismund existiert eine Pause (Anm. 5), die in den Maßen mit der Hamburger Konturzeichnung annähernd übereinstimmt. Daniel hatte am 25. April 1825 an seinen Neffen geschrieben, dass er „das sauberste Contour von Deines Vaters eigener Hand davon besitze, wovon ich Dir eine Pause schuldig bin.“ (Anm. 6) Traeger hatte deshalb vermutet, dass Otto Sigismunds Zeichnung nach der von Daniel in Aussicht gestellten Pause entstanden wäre, doch hatte er – wie aus demselben Brief hervorgeht – bereits eine Konturzeichnung nach dem Triumph Amors angefertigt: „Auch die Contours wirst Du mir schicken, wobey es mich nur dauert, daß du Dich mit dem von dem Triumph des Amor abgequält hast.“ (Anm. 7) Otto Sigismunds Pause dürfte, will man nicht noch eine andere, bisher unbekannte Pause vermuten, am ehesten nach dem Gemälde entstanden sein; die von Daniel in Aussicht gestellte Pause könnte dagegen mit jenem Blatt identisch sein, das sich 1961 im Hamburger Kunsthandel befand (Anm. 8).
Peter Prange
1 Isermeyer 1940, S. 127.
2 Vgl. HS I, S. 221.
3 Vgl. Maltzahn, S. 85.
4 Vgl. HS I, vor S. 217.
5 Otto Sigismund Runge, Triumph des Amor, Bleistift, Feder in Braun, 427 x 715 mm, vgl. Traeger 1975, S. 330, Nr. 234/I, Abb.
6 Zitiert nach Traeger 1975, S. 330.
7 Zitiert nach Traeger 1975, S. 330.
8 Anonym, Triumph des Amor, Feder auf Transparentpapier, 270 x 685 mm, Standort unbekannt, vgl. Traeger 1975, S. 330, Nr. 234/II.