Anonym (niederländisch, 17. Jh.)
Gerrit Rademaker, ehemals zugeschrieben
Rom, Blick auf den Konstantinsbogen
Dieser Blick aus den Ruinen des Kolosseums auf die südöstliche Querseite des Konstantinsbogens wurde von Harzen als Werk des Gerrit Rademaker (1671/72–1711) inventarisiert. Später galt das Blatt zeitweise als Werk des berühmteren Abraham Rademaker, bevor es zuletzt wieder seinem Bruder Gerrit zugewiesen wurde.(Anm.1) Gerrit Rademaker ist indes kaum erforscht, und die wenigen ihm zugeschriebenen Zeichnungen sind ohne stilistische Verbindung zu unserem Blatt.(Anm.2) Abraham Rademakers Hand ist mit Sicherheit auszuschließen.(Anm.3)
Möglicherweise handelt es sich, wie von Robert-Jan te Rijdt vorgeschlagen, um ein nachträglich koloriertes Werk aus dem 17. Jahrhundert.(Anm.4) Die Graphitvorzeichnung erinnert in Stil und Ausführung an Werke des Jan Asselijn und Jan Both.(Anm.5) Zwei einem unbekannten Nachfolger Breenberghs zugeschriebene Kolosseumsansichten sind ebenfalls mit Graphit vorgezeichnet und eng verwandt in Baumschlag und Architek-turwiedergabe.(Anm.6) Mit einer Entstehung im 17. Jahrhundert stünde auch die Verwendung alten italienischen Papiers in Einklang, ebenso wie die Handschrift der rückseitigen Ortsangabe. Die auffallend bunte Farbigkeit der Überarbeitung hingegen ist charakteristisch für die Zeit um 1800.
Annemarie Stefes
1 Dies notierte J. W. Niemeijer in seinen Aufzeichnungen bei einem Besuch des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle, 1963 („heette vroeger A. R.“ [hieß früher A. R.]), die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden von Robert-Jan te Rijdt.
2 Bei den von Gerrit Rademaker dargestellten Themen handelt es sich gemäß der Photokartei des RKD um allegorische und historische Darstellungen, Palast- und Kircheninterieurs, Tempel und Grotten. Ein Besuch in Rom ist nicht belegt.
3 Zu diesem Ergebnis kam auch Robert-Jan te Rijdt (Mitteilung vom 30. 12. 2009, auf Grundlage einer Digitalphotographie). Ein gewisser Bezug besteht lediglich zu der Abraham Rademaker zugeschriebenen „Ruine des Minervatempels in Rom“ in gleicher Technik, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Inv.-Nr. N.I. 467.
4 Siehe Anm. 3.
5 Annähernd formatgleich und stilistisch verwandt ist Asselijns „Bogen der Silberschmiede“, Rotterdam, Museum Boijmans-Van Beuningen, Inv.-Nr. MB 296 (348 x 265 mm), Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 104, Abb. F; vgl. auch eine ebenfalls mit Graphit gezeichnete Zeichnung von Jan Both, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Nr. Tu 82e,31, ebd. S. 94, Abb. I.
6 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3698 (264 x 222 mm) und Inv. Nr. RP-T-1956-182 (277 x 237 mm), Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Dutch Drawings of the Seventeenth Century in the Rijksmuseum Amsterdam. Artists born between 1580 and 1600, London 1998, Nr. 89 und 90, vgl. Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 108, Abb. I.