Erasmus Quellinus (II.)

Christus am Kreuz zwischen Johannes und Maria, 1645 - 1650

Erasmus Quellinus wurde 1634 in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen. Nach einer Lehre bei Rubens folgte er diesem in der Anfertigung von Illustrationsentwürfen für das Verlagshaus Plantin-Moretus. Seine Zeichnungen werden oft mit denen seines Sohnes Jan Erasmus Quellinus (1634–1715) verwechselt, doch im Falle des Hamburger Blattes sind derartige Abgrenzungsprobleme auszuschließen. Der dichte Farbauftrag – eine grau lavierte Skizze wurde breitflächig mit dem Pinsel in Deckweiß überarbeitet – schafft einen Bezug zu einer in gleicher Weise signierten Zeichnung in Antwerpen.(Anm.1) Diese steht in Verbindung mit einer annähernd gleichformatigen Ölskizze und wurde von Cornelis Galle gestochen. Auch unsere Zeichnung diente angesichts ihrer Übertragungsspuren wohl als Stechervorlage, wenngleich ein korrespondierender Stich ihr bislang nicht zugeordnet werden konnte.
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Zeichnung mit brauner Feder überarbeitet, dies wohl vom Künstler selbst, wenngleich durch diesen Eingriff die Signatur verunklärt wurde. In gleicher Weise überarbeitet ist eine nur unwesentlich kleinere „Heimsuchung“ in Krakau.(Anm.2) De Bruyn datierte die bereits erwähnte Antwerpener Zeichnung um 1630/35, setzte das Hamburger Blatt aber deutlich später an, um 1645/50. Dem ausgeprägten Hang zum pastosen Farbauftrag blieb der Künstler über die Jahrzehnte hinweg treu, wie an einer 1660 datierten Zeichnung in gleicher Technik ersichtlich wird.(Anm.3)
In den Grundzügen der Komposition gleicht unsere Zeichnung einer Quellinus zugeschriebenen „Kreuzigung mit Maria und Maria Magdalena“ im Brüsseler Ursulinen-kloster.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 „Die Anbetung des auferstandenen Christus“ (Feder in Braun, braun laviert, stellenweise weiß gehöht über Skizze in schwarzer Kreide, 278 x 200 mm), Antwerpen, Stedelijk Prentenkabinet, Inv.-Nr. 217, Jean-Pierre de Bruyn: Erasmus II. Quellinus (1607-1678). De Schilderijen met Catalogue Raisonné, Vlaamse Schilders uit de Tijd van de grote Meesters, Bd. 4, Freren 1988, Abb. 9/1.
2 Rötel, Feder und Pinsel in Braun und Schwarz, graugrün und braun laviert (275 x 127 mm), Krakau, Czartoryski Museum, Inv.-Nr. MNK XV-Rr.5428.
3 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1879-A-59, Jean-Pierre de Bruyn: Erasmus II Quellinus (1607-1678). Een stilkritische benadering, in: Jaarboek Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen 1984, S. 271-329, Abb. 21.
4 Jean-Pierre de Bruyn: Erasmus II. Quellinus (1607-1678). De Schilderijen met Catalogue Raisonné, Vlaamse Schilders uit de Tijd van de grote Meesters, Bd. 4, Freren 1988, Nr. 89.

Details zu diesem Werk

Kohle oder schwarze Kreide, grau laviert, stellenweise überarbeitet mit Deckweiß und Feder in Schwarz; Griffelspuren; Rückseite geschwärzt; Einfassungslinien (Feder in Braun) 306mm x 199mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22400 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback
Weitere Werke von
Erasmus Quellinus (II.)