Jan Josephsz. van Goyen

Flusslandschaft mit Reisenden am Ufer, um 1624

Diese und die folgende Zeichnung sind Teil einer größeren Gruppe von derzeit 15 bekannten Blättern und stammen wohl aus einem Zeichenbuch.(Anm.1) Es handelt sich entgegen der Vermutung Van Gelders (1937) nicht um Studien nach der Natur: Die sorgfältige Ausführung im Zusammenspiel mit der Signatur lässt vielmehr auf autonomen Status schließen.(Anm.2) Beck setzte die Gruppe in das Jahr 1624 und damit an den Anfang des gezeichneten Œuvres. Charakteristisch für das Frühwerk ist die Ausführung in Feder, die er in späteren Jahren nur selten verwendete. In Format und Stimmung erinnern die Zeichnungen an graphische Arbeiten des Esaias van de Velde, und auch die gestrichelte Modellierung und fein gekräuselte Laubangaben verraten die Prägung durch den Lehrmeister.(Anm.3) Fortschrittlich wiederum wirkt die hier der dominierenden Landschaft deutlich untergeordnete Staffage.(Anm.4) Offensichtlich nutzte der Künstler das kleine Format, um mit neuen Bildvorstellungen zu experimentieren.

Annemarie Stefes

1 Diese Arbeiten befinden sich u. a. in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1899-A-4317 und Inv.-Nr. RP-T-1899-A-4318, Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Nr. 8 und 13; Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. JvG 11 und Inv.-Nr. JvG 12, ebd. Nr. 4–5 und Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 3588-3589, ebd. Nr. 6–7, sowie an unbekanntem Standort bzw. in verschiedenen Privatsammlungen, Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Nr. 1–13 und Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Ergänzungen zum Katalog der Handzeichnungen und Egänzungen zum Katalog der Gemälde, Bd. 3, Doornspijk 1987, Nr. 1 a–12.
2 Vgl. Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Einführung S. 53 und Edwin Buijsen: De schetsboeken van Jan van Goyen, in: Jan van Goyen, Ausst.-Kat. Leiden, Stedelijk Museum De Lakenhal, Zwolle 1996, S. 22-37, S. 22.
3 Vgl. die um 1616 anzusetzenden Radierungen H. 22 und H. 23 und Zeichnungen in annähernd gleichem Format aus dem Jahre 1619: Amsterdam, Erben von J. Q. van Regteren Altena, George S. Keyes: Esaias van de Velde, Doornspijk 1984, Nr. D 136; ehemals Amsterdam, Sammlung A. Schwarz, ebd. Nr. D 67; vgl. auch eine 1616 datierte Zeichnung in Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 2805, ebd. D 160. Auch die Schreibweise des Namens erinnert an Van de Veldes Signatur dieser Zeit.
4 Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Einführung, S. 54.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, etwas Graphit auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Braun) 52mm x 87mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21985 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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