Jan Fyt

Jagdstilleben mit Windhunden

Harzen inventarisierte diese Zeichnung unter dem Namen des Jan Fyt – sicherlich aufgrund der Komposition, denn Jagdstillleben am Fuße eines Baumes mit Blick auf eine südliche Landschaft waren gängiges Thema im Œuvre des Künstlers.(Anm.1) Darüber hinaus ist unser Blatt technisch und stilistisch anzuschließen an eine 1983 versteigerte Rötelzeichnung des Künstlers, die als Entwurf zu dem 1642 publizierten Titelblatt der „Hunde“-Folge diente.(Anm.2) Ein Kontext zu diesen Radierungen ist im vorliegenden Fall sicher nicht gegeben, auch lässt das größere Format eher an eine Funktion als Gemäldeentwurf denken.
Offensichtlich diente die Zeichnung der Spiegelung einer Komposition: Die im Konturenbereich zu beobachtende Unschärfe – besonders rechts wirken die Umrisslinien seltsam verwackelt – kennzeichnet den überarbeiteten Gegendruck. Die unter der dunkelroten Rötelzeichnung zu erkennenden breiten, aufgeweichten Konturen in etwas hellerem Stift wurden durch das Abklatschverfahren gewonnen. Auch die feinen horizontalen Quetschfalten sind die Folge dieser Prozedur, bei der das leere Blatt im angefeuchteten Zustand gemeinsam mit einer heute unbekannten Rötelzeichnung durch die Druckerpresse gezogen wurde, um die Ausgangskomposition in den Gegensinn zu übertragen. Anschließend wurde die so hergestellte Konturenzeichnung mit Rötel überarbeitet.

Annemarie Stefes

1 Z. B. auf einem Gemälde in Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza, Inv.-Nr. 146, und zwei Bildern an unbekanntem Standort, Edith Greindl: Les peintres flamands de nature morte au XVIIe siècle, Brüssel 1956, Abb. VIII bzw. Aukt.-Kat. Brüssel, Giroux, 15. 11. 1926, Nr. 40.
2 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 25. 4. 1983, Nr. 81, Rötel, 170 x 244 mm, zu H. 9.

Details zu diesem Werk

Rötel auf gelblichem Papier (überarbeiter Abklatsch) 241mm x 302mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21956 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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