Christian Wilhelm Ernst Dietrich
Der Sibyllentempel in Tivoli, um 1740/45
Harzen hatte das Blatt als Jan Both angekauft und unter diesem Namen wurde es auch in das Inventar der Kunsthalle aufgenommen, bevor es Dietrich zugeschrieben wurde. Dietrich hat das Thema der Wasserfälle in Tivoli in Gemälden wiederholt dargestellt (Anm. 1), zusätzlich radierte er 1745 eine spiegelbildliche Variante.(Anm. 2) Die unmittelbare Vorzeichnung dazu befand sich laut Linck ehemals im Besitz des Erzherzogs Carl in Wien.(Anm. 3) Die vorliegende Zeichnung ist möglicherweise eine erste Studie dazu, denn in der Radierung und auch in den Gemälden veränderte Dietrich die Gewichtung der Bildteile. Während die vorliegende Studie vom Dunkel der abfallenden Felswände rechts dominiert wird und der Vestatempel fast im Hintergrund verschwindet, wird er in den Gemälden und auf der Radierung bildbeherrschender, weil er nun die seitlichen Felsmassive überragt.
Peter Prange
1 Berlin, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 1023 A, vgl. Rainer Michaelis: Die deutschen Gemälde des 18. Jahrhunderts. Kritischer Bestandskatalog, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Berlin 2002, S. 70–72, Abb.; und St. Petersburg, Eremitage, Inv.-Nr. Γέ 5778, vgl. Nikolai N. Nikulin: German and Austrian Painting. Fifteenth to Eighteenth centuries. The Hermitage. Catalogue of Western European Art XIV, Florenz 1987, S. 225, Nr. 172, Abb.
2 J. F. Linck: Monographie der von dem vormals K. Poln. und Churfürstl. Sächs. Hofmaler und Professor etc. C. W. E. Dietrich radirten, geschabten und in Holz geschnittenen malerischen Vorstellungen. Nebst einem Abrisse der Lebensgeschichte des Künstlers, Berlin 1846, S. 255–256, Nr. 157.
3 Heute Wien, Albertina, Inv.-Nr. 4124, vgl. Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat, Otto Benesch, Karl Garzarolli-Thurnlackh: Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. IV, hrsg. v. Alfred Stix, Wien 1933, S. 128, Nr. 1454, Taf. 256.