Jan de Beijer

Zwei Stadttore von Xanten im Jahre 1746, 1746 - 1759

Jan de Beijers Lehre bei Cornelis Pronk in Amsterdam wird zwischen 1722 und 1731 vermutet. Jedenfalls hielt Pronk in seinem Reisetagebuch am 16. Juni 1731 einen Besuch bei dem „bekannten Zeichner“ Jan de Beijer in Emmerich fest.(Anm.1) Beide Künstler verband das Interesse an der topographischen Darstellung, beide arbeiteten seit den späten 1730er Jahren für den Amsterdamer Verleger Isaac Tirion und dessen wichtigstes Projekt „Het verheerlykt Nederland“. Die Tatsache, dass der Anteil der Illustrationsentwürfe des zu dieser Zeit noch wenig bekannten De Beijer größer war als der des arrivierten Topographen Pronk, ist vermutlich der Förderung De Beijers durch den Verleger zu verdanken.(Anm.2)
Die vorliegenden Zeichnungen gehören zu einem anderen topographischen Werk, den erstmals 1758 von Gerrit Tielenburg in Amsterdam publizierten „Twaalf Kleefsche Outheden en Gezichten“.(Anm.3) Es erschienen insgesamt acht Auslieferungen, deren letzte vermutlich 1762 publiziert wurde. Zwischen 1782 und 1787 wurden diese Darstellungen erneut publiziert unter dem Titel „Het Verheerlykt Kleefschland“ als Anhang des „Verheerlykt Nederland“.(Anm4)
Die Hamburger Blätter entstanden vermutlich in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den 1759 von Paulus van Liender gestochenen Reproduktionen.(Anm.5) Die Stiche sind, wie ihre Vorzeichnungen mit der Jahreszahl 1746 bezeichnet, die sich auf die heute unbekannten, ,in situ‘ aufgenommenen Naturstudien beziehen muss: (Anm.6) De Beijer hielt sich in den Jahren 1744, 1745 und 1746 – jeweils im Monat Mai – in der Gegend von Kleve auf und wird in dieser Zeit auch die Xantener Stadttore skizziert haben.(Anm.7)
Wie in zahlreichen anderen Fällen ist hier ist die ursprüngliche Anordnung beider Ansichten auf einem Blatt erhalten geblieben.(Anm.8) Oben ist das 1389 erbaute, 1825 abgerissene Scharntor (oder „Schöne Tor“) mit der Domkirche im Hintergrund dargestellt. Die untere Zeichnung zeigt, ebenfalls von der Feldseite, das heute noch teilweise erhaltene Meertor. Dahinter sieht man die Westfassade des Domes, im Hintergrund rechts das Türmchen der Michaelskapelle und den barocken Turm der evangelischen Kirche. Anstelle des Sandweges im Vordergrund befindet sich die heutige Bahnhofstraße.(Anm.9)
Die Hamburger Zeichnungen stammen aus der Sammlung Ploos van Amstel, für den De Beijer zwischen 1750 und 1768 eine größere Anzahl von Ansichten Amsterdams anfertigte; außerdem kolorierte er nachträglich einige seiner topographische Zeichnungen, die sich im Besitz des Sammlers befanden.(Anm.1)0

Annemarie Stefes

1 „… de Heer Beyer was ook een bekend teekenaar“, Pronk 1974, S. 148. Dass diesem Besuch eine Lehrzeit vorausgegangen war, wird beispielsweise vermutet von Guido de Werd, in: Ausst.-Kat. Kleve 1980, S. 10. Zu dieser Frage vgl. auch Klapwijk 1985, S. 185; vgl. auch Ausst.-Kat. Haarlem 1997, S. 89.
2 Pieter Jan Klapwijk: De totstandkoming van Het verheerlijkt Nederland, in: Leids Kunsthistorisch Jaarboek 4, 1985, S. 179-199, S. 191.
3 Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, S. 22.
4 Ebd. S. 195; „Het verheerlykt Kleefschland of Kabinet van Kleefsche Oudheden en Gezigten …“. 1792 erschien in Amsterdam die spätere Auflage eines Verlegerkonsortiums um J. de Groot.
5 Kleefsche Oudheden bzw. Verheerlykt Kleefschland, Abb. 25 und 26. Zu der Datierung der Zeichnungen vgl. Verbeek 1957, S. 161 und De Werd, in: Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, S. 54, 55.
6 Ähnlich rückwirkend auf die Vor-Ort-Aufnahme bezogen sind die Datierungen vieler anderer topographischer Stiche des 18. Jahrhunderts (Inv.-Nr. 22385); vgl. auch De Werd, in: Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, S. 21.
7 Zu De Beijers Aufenthalt im „Kleefschland“ vgl. H. Romers: J. de Beijer Œuvrecatalogus, 's-Gravenhage 1969, S. 25–27. Erhaltene Naturaufnahmen des Künstlers geben eine gute Vorstellung vom Charakter dieser vermutlich verlorenen Blätter, vgl. Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, Nrn. 28, 35, 40, 46, 58, 64, 67, 76, 77, 79, 83, 88, 92, 94. Vergleichbare Nachzeichnungen aus der Zeit um 1760 befinden sich u. a. in Frankfurt am Main, „Das Steintor zu Emmerich“, „Das Löwentor zu Emmerich“, 1740, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. R 1369 und Inv.-Nr. 3829 b, Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, Nr. 7 und 8; „Das Steintor in Goch“, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. MvS 20, ebd. Nr. 89.
8 Vgl. Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, S. 22.
9 Jan de Beijer (1703 - 1780). Zeichnungen von Emmerich bis Roermond, bearb. v. Guido de Werd, Ausst.-Kat. Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1980, S. 55.
10 H. Romers: J. de Beijer Œuvrecatalogus, 's-Gravenhage 1969, S. 21.

Details zu diesem Werk

Feder in Grau, grau laviert, Spuren von Graphit; Einfassungslinien (Feder in Grau) 198mm x 149mm (Blatt) 80mm x 131mm (Bild) 81mm x 131mm (Bild) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21709c Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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