Lodewijk de Vadder, Umkreis, Zeichner
Jacob Isaackszoon van Ruisdael, ehemals zugeschrieben, Zeichner

Wassermühle

Diese Zeichnung stammt gemäß der alten Beischrift aus der Sammlung Harzen, wenngleich sie in seinem Inventar nicht identifiziert werden konnte. Mit acht weiteren Blättern teilt sie ein eigentümliches Schicksal: Mit dem Harzen-Vermächtnis in Besitz der Hamburger Kunsthalle gelangt, wurde sie zu einem unbekannten Zeitpunkt wieder veräußert, bevor sie 1962 über das Legat von der Hellen erneut ihren Weg in das Hamburger Kupferstichkabinett fand.(Anm.1) Bis zuletzt wurde die traditionelle Zuschreibung an Jacob van Ruisdael beibehalten – ungeachtet fehlender stilistischer Berührungspunkte. Erst Stijn Alsteens zog 2007 einen Zusammenhang mit flämischer Landschaftskunst in Betracht und setzte das Blatt in die Nähe Lodewijk de Vadders.(Anm.2) Dieser Ansatz wird bestätigt durch Gegenüberstellung mit einer Reihe ähnlich dynamisch gearbeiteter Federzeichnungen, deren eine von alter Hand mit dem Namen De Vadders bezeichnet ist.(Anm.3) Zudem finden sich vergleichbare Gebäude im gemalten Œuvre des Künstlers,(Anm.4) und eine ähnliche Wassermühle begegnet auf einer De Vadder zugeschriebenen Zeichnung, die alternativ mit De Vadders vermutetem Schüler Lucas Achtschellinck (1626–1699) in Verbindung gebracht wurde.(Anm.5) Dessen zeichnerisches Œuvre ist nur unzureichend bekannt, doch könnte der breite Pinselduktus seiner Gemälde eine stilistische Brücke schlagen zu dem vorliegenden Blatt.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Einleitung, S. 6.
2 In einer E-Mail vom 9. 10. 2007 nach Untersuchung des Originals; diese Einordnung wurde bestätigt von Jeroen Giltay am 18. 1. 2010 auf Grundlage einer Digitalphotographie (Mitteilung per E-Mail).
3 Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/472 und Inv.-Nr. 4060/483; München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1447, Wolfgang Wegner: Die niederländischen Handzeichnungen des 15.-18. Jahrhunderts. Textband, Kataloge der Staatlichen Graphischen Sammlung München, 2 Bde, München 1973, Nr. 971. Verbindende Merkmale sind die peitschenden Strukturlinien im Vordergrund, der unregelmäßig konturierte Baumschlag und die straff schraffierten Gebäude. Vgl. auch mit ähnlich breit gearbeiteten Kreidezeichnungen, z. B. Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 19. 2. 1987, Nr. 299; Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 26. 11. 1984, Nr. 52.
4 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 5972; Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Inv.-Nr. 992; Dublin, National Gallery of Ireland, Inv.-Nr. 271 und Inv.-Nr. 272.
5 Aukt.-Kat. London, Christie’s, 11. 12. 1979, Nr. 231.
6 Z. B. „Landschaft mit Bauernhäusern“, 1965 Lausanne, Kunsthandel H. H. Cevat, Photo RKD, oder „Dünenlandschaft“ in Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. I 7968.

Details zu diesem Werk

Graphit, Pinsel in Grau auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Braun über Graphit) 197mm x 310mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-643 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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