Leonard Bramer, zugeschrieben, Zeichner
Willem van Nieulandt (II.), ehemals zugeschrieben, Zeichner
Ruine des Severus-Bogens auf dem Campo Vaccino von Westen gesehen, um 1619-1627
Die alte Zuschreibung an Willem van Nieulandt erklärt sich wohl aus der formalen Verwandtschaft mit Stichen dieses Künstlers wie der aus einem anderen Blickwinkel aufgenommenen „Ansicht des Severus-Bogens“ (H. 6). Zu den für Van Nieulandt gesicherten Zeichnungen bestehen jedoch kaum stilistische Verbindungen. Die im Motiv vergleichbaren Rom-Ansichten sind in reiner Feder, mit deutlich feinerem Strich gezeichnet und recto mit Datum und Ortsangabe versehen.(Anm.1) Verantwortlich für die etwas schwerfällige Wirkung unserer Zeichnung ist die Verbindung von weichem Kreidestrich und breit mit dem Pinsel verstärkten Konturen. In der gleichen, für römische Skizzen ungewöhnlichen Manier ist eine stilistisch eng verwandte und maßgleiche „Tiberlandschaft“ gezeichnet.(Anm.2) Diese gehört zu einer Gruppe, die von Keyes 1974 Jacob Pynas zugewiesen wurde, obgleich eines dieser Blätter aufgrund seiner alten Beischrift („Bramer fecit“) bereits 1967 von Winner mit Leonard Bramer in Verbindung gebracht wurde.(Anm.3) Bramer trat vorwiegend als Zeichner historischer Themen in Erscheinung, doch sowohl Cornelis de Bie als auch Joachim von Sandrart schreiben, dass er seinen Italienaufenthalt zum fleißigen Zeichnen genutzt habe.(Anm.4) Während Plomp diese römischen Studien für verloren hielt, brachte Schatborn im Rückgriff auf Winner die Zeichnungen in Hamburg und Berlin mit Bramer in Verbindung, gerade auch angesichts der seltenen Kombination von Rötel und Aquarellfarben.(Anm.5)
Annemarie Stefes
1 Vgl. Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 38; entsprechende Zeichnungen befinden sich in New Rochelle, Sammlung Curtis O. Baer; ebd. S. 38 Abb. A (1603), oder Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. Z 1272, ebd. S. 39, Abb. C. Auch späteren Blättern wie der „Ansicht des Kolosseums“ von 1620 fehlen stilistische Berührungspunkte zu der vorliegenden Zeichnung: Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-T-AW-1087, ebd. S. 41, Abb. F.
2 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 757, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 56, Abb. D; vgl. auch Inv.-Nr. KdZ 759 in derselben Sammlung.
3 „San Teodoro vor Ruinen des Palatin“, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 3922, vgl. Winner, in: Ausst.-Kat. Berlin 1967, Nr. 40.
4 Cornelis de Bie, "Het gulden cabinet van de edel vrij schilderconst", Antwerpen, 1662, S. 252; Von Sandrart 1675, S. 190: „Leonhard Brämer: … war sehr geistreich von Gemüt, wodurch er in kleinen Bildern, allerley sinnreichen Historien und andern merklich gestiegen, darauf Italien sich wol zu Nutzen gemacht mit Hinterlassung einer großen Mänge seiner Hand-Gedächtnußen.“
5 Michiel C. Plomp: Leonaert Bramer the Draughtsman, in: Leonaert Bramer 1596-1674. Ingenious Painter and Draughtsman in Rome and Delft, Ausst.-Kat. Delft, Stedelijk Museum Het Prinsenhof, Zwolle 1994, S. 183-208, S. 187; Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 56.