Jan Jansz. Gildemeester, Zeichner

Stillleben mit Blumen und Früchten

Diese und die folgende Zeichnung wurden dem mit Gildemeester befreundeten Gelehrten und Kunstliebhaber Bernardus de Bosch (1709–1816) zugeeignet. Es sind keine eigene Erfindungen des Zeichners: Gildemeester nutzte jeweils eine Zeichnung Jan van Huysums als Vorlage. Die Vorlage zu Inv.-Nr. 1963-197 befindet sich in Cambridge, und Inv.-Nr. 1963-198, dem Zeitgeschmack entsprechend aquarelliert und um eine Parklandschaft ergänzt, greift auf ein Berliner Blatt zurück.(Anm.1) Sam Segal datiert beide Vorlagen um 1723.(Anm.2) Auf Inv.-Nr. 1963-197 sind in der Vase Kronen-Windröslein, Stockrose, Schlafmohn und Sammetblume dargestellt, auf dem Tisch erweitert um verschiedene Pflaumensorten, Fuchsschwanz, Granatapfel, Weintrauben, Sammetblume, Melone, Pfirsiche, Aprikosen und – blaue! – Himbeeren. Auf Inv.-Nr. 1963-198 besteht das Arrangement aus Kronen-Windröslein, Stundenblume, Schlafmohn, Levkoje, Apfelblüte, Kaiserkrone, Gelben Jasmin, Kapuzinerkresse, Vergißmeinnicht, Schachblume, Kohlrose und Pfingstrose.(Anm.3)
Den Hamburger Blättern gebührt eine Sonderstellung, denn es sind kaum weitere Zeichnungen des Jan Gildemeester bekannt,(Anm.4) der neben seiner kaufmännischen Tätigkeit als Sammler und Kunstförderer agierte und nach seinem Tod eine berühmte, mehr als 2000 Blätter umfassende Zeichnungssammlung hinterließ, die im Jahre 1800 versteigert wurde.(Anm.5) Ein zeitgenössisches Gemälde von Adriaan de Lelie zeigt die Kunstgalerie in Gildemeesters Haus an der Herengracht in Amsterdam.(Anm.6) Zu den dargestellten Besuchern der Galerie zählt auch Bernardus de Bosch. Wie Gildemeester gehörte er zu den Mitgliedern der 1777 gegründeten Gesellschaft „Felix Meritis“, die sich der Zeichenkunst, aber auch Handel, Naturkunde, Wissenschaft und Literatur widmete.(Anm.7)

Annemarie Stefes

1 Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. PD.420-63 (202 x 156 mm), Christopher White: The Flower Drawings of Jan van Huysum, Leigh-on-Sea 1964, Nr. 19; Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2816 (197 x 155 mm), Christopher White: The Flower Drawings of Jan van Huysum, Leigh-on-Sea 1964, Nr. 7. Entsprechende Gemälde sind nicht bekannt (freundlicher Hinweis von Sam Segal per E-Mail vom 20. 12. 2009). Gildemeester war ein erklärter Bewunderer der Blumenstücke Van Huysums, vgl. C. J. de Bruyn Kops: De Amsterdamse verzamelaar Jan Gildemeester Jansz., in: Bulletin van het Rijksmuseum, 13, 1965, S. 79-113, S. 97 und S. 99.
2 Sam Segal, Mitteilung per E-Mail, 20. 12. 2009.
3 Für diese pflanzenkundlichen Angaben geht mein Dank ebenfalls an Sam Segal.
4 Vgl. C. J. de Bruyn Kops: De Amsterdamse verzamelaar Jan Gildemeester Jansz., in: Bulletin van het Rijksmuseum, 13, 1965, S. 79-113, S. 96–97. In einem Fall ist die farbige Überarbeitung einer von Van Huysum gezeichneten „Tulpe“ Gildemeester zuzuschreiben, ehemals Kunsthandel H. J. Stokking, Amsterdam, Apollo 1980, Abb. S. 144; vgl. C. J. de Bruyn Kops: De Amsterdamse verzamelaar Jan Gildemeester Jansz., in: Bulletin van het Rijksmuseum, 13, 1965, S. 79-113, S. 113, Anm. 18 a.
5 Lugt Ventes 6156.
6 Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-4100, um 1794/95, C. J. de Bruyn Kops: De Amsterdamse verzamelaar Jan Gildemeester Jansz., in: Bulletin van het Rijksmuseum, 13, 1965, S. 79-113, S. 79–80 mit Abb. 1; Judikje Kiers, Fieke Tissing: Der Glanz des Goldenen Jahrhunderts. Holländische Kunst des 17. Jahrhunderts, Gemälde, Bildhauerkunst und Kunstgewerbe, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksmuseum, Zwolle 2000, Abb. 116.
7 Vgl. Paul Knolle: 'Ter oeffening en aankweeking van konsten en wetenschappen'. Kunstenaars en liefhebbers, in: Kopstukken. Amsterdammers geportretteerd 1600-1800, Ausst.-Kat. Amsterdam, Bussum 2002, S. 244-245, S. 244–245.

Details zu diesem Werk

Feder in Grau, Pinsel in Aquarell- und Deckfarbe, wohl über schwarzer Kreide; Einfassungslinien (Feder in Braun) 201mm x 155mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-197 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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