Anonym (deutsch, 18. Jh.), (?), Zeichner*in
Sitzender weiblicher Akt
Die junge Frau wurde im Stile einer Akademiestudie als Rötelskizze mit Weißhöhungen erfasst. Doch die öffentlichen Kunstakademien – im Gegensatz zu privaten Künstlerateliers – verboten gerade diese Praxis lange, da Moral und christliche Religionsvorstellungen als unvereinbar mit dem weiblichen Akt gesehen wurden. Aus diesem Grund fand das Aktstudium weiblicher Körper nur mithilfe von Gipsabgüssen antiker Statuen statt. In Paris wurde 1759 schließlich erstmalig das Studium von (bekleideten) Frauen zugelassen.
Auf Grund der nachträglichen Bezeichnung ist das Blatt Joachim von Sandrart (1655–1698) zugeschrieben worden – wohl ausgehend von der Vorstellung, dass das Blatt als akademische Modellstudie am ehesten im Zusammenhang mit Sandrarts Tätigkeit für die Akademien in Nürnberg und Augsburg vorstellbar wäre. (Anm. 1) Bekannt sind solche akademischen Modellstudien von Sandrart allerdings nicht, und stilistisch besteht zu anderen seiner Zeichnungen auch keine Verbindung. Es dürfte sich am ehesten um eine Arbeit des 18. Jahrhunderts oder möglicherweise sogar erst des 19. Jahrhunderts handeln.
Peter Prange
1 Vgl. hierzu Christian Klemm: Joachim von Sandrart. Kunst-Werke u. Lebenslauf, Berlin 1986, S. 37.