Arnold Houbraken, Erfinder, Radierer
"ZINNEBEELDEN. XLVI. DE EZEL." / XLVI. Der Esel, 1723 gedruckt und veröffentlicht, 1714 spätestens radiert
In: Houbraken, Arnold: "STICHTELYKE ZINNEBEELDEN Gepast op DEUGENDEN EN ONDEUGDEN [...]", 57 Embleme, ein Schmutztitel und eine Titelvignette, mit Gedichten von Gezine Brit, Amsterdam: Barents 1723, S. 193
Arnold Houbraken ist vor allem für sein mehrbändiges Verzeichnis niederländischer Künstler "De groote schouburgh" aus den Jahren 1718-1719 bekannt. Neben seiner biographischen Tätigkeiten beschäftigte er sich umfangreich mit Allegorien und Emblemen. Zunächst erschien im Jahr 1700 das in Tradition von Cesare Ripas "Iconologia" (1. Ausgabe 1593) zu betrachtende Werk "Toneel van sinnebeelden" mit 50 Darstellungen (siehe Inv.-Nr.: kb-1863-85-240-1 bis kb-1863-85-240-35).
Als weiteres Hauptwerk Houbrakens ist die posthum veröffentlichte Emblemsammlung "Stichtelyke Zinnebeelden gepast op Deugenden en Ondeugenden" (zu deutsch: Fromme Sinnbilder auf Tugenden und Untugenden) zu betrachten. Die Darstellungen und Konzepte beruhen nach der Vorrede des Buches auf den Ideen Houbrakens. Spätestens seit 1713 muss Houbraken bereits an dem Werk gearbeitet haben, da er in der Vorrede erwähnt, dass der Dichter Jacob Zeeus (1686-1718) zunächst die zehnzeiligen Verse für die Embleme verfassen sollte. Mit dem Tode Zeeus 1718 waren die Druckplatten bereits vier Jahre fertiggestellt jedoch ohne begleitenden Text. Diese Aufgabe übernahm die Dichterin Gezine Brit (1669-1747). Letztendlich wurde das Gesamtwerk von Willem Barents (um 1720 tätig) an den Rechtsgelehrten Karel Wittebol gewidmet und ein Jahr später veröffentlicht. Houbraken fertigte Zeichnungen für die Herstellung der Druckplatten an und übernahm auch die Umsetzung einiger Zeichnungen in Radierungen, wie er in der Vorrede berichtet.
Das Werk beginnt mit einer Erklärung Gezine Brits zu dem Sinnbild des rechtschaffenden Ehrgeizes ("Regtschape leerzugt"), welches dem Titel vorangestellt wurde. Es folgen die Titelseite, die mit Seitenzahlen versehene Widmung an Karel Wittebol und ein Lobgedicht David van Hoogstraatens (1658-1724) auf den verstorbenen Arnold Houbraken. Die Vorrede des Autors widmet sich an die Leserschaft und erklärt die Strapazen des langwierigen Entstehungsprozesses. Am Ende der nicht paginierten Vorrede ermuntert Houbraken die Leserschaft sein Werk weiterzuführen und als Inspirationsquelle zu gebrauchen. Der Hauptteil des Buches besteht aus 57 Emblemen und zugeordneten Erläuterungen auf nummerierten Seiten.
Jedes Emblem folgt dem gleichen Aufbau: zunächst wird im Titel (auch Lemma genannt) der Gegenstand bezeichnet, darunter befindet sich ein einzeiliger Sinnspruch (Epigramm), letztlich folgt das Bild (Ikon). Der Sinnspruch steht dabei in einem Spannungsverhältnis zum Bild: es wird auf einen übergeordneten Sinnzusammenhang zu den abgebildeten Objekten verwiesen. Houbrakens Embleme gehen über die klassische Dreiteilung sowie den verrätselten Charakter dieser Gattung hinaus und bieten eine Erklärung welcher Sinnzusammenhang aufgezeigt werden soll. Zunächst werden jedem Bild die von Gesine Brit verfassten zehnzeiligen Verse als zweites Epigramm beigegeben. Sie benennen den im ersten Epigramm aufgezeigten Sinnzusammenhang deutlicher und beziehen eine erste moralische Auslegung dieser Analogie mit ein, die häufig einen christlichen Bezug aufweist. Die Embleme nehmen immer eine vollständige Seite ein. Daran schließen sich mehrseitige Erläuterungen zu den Emblemen an, die beispielsweise Sprichwörter, Gelehrtenzitate, historische Situationen oder Bibelverweise beinhalten, um weitere Situationen anzuführen, in denen die durch das Emblem aufgezeigten moralischen Bezüge verdeutlicht werden oder Anwendungsfälle für das von Houbraken konzipierte Emblem genannt werden. Dem letzten Emblem Nr. 57 wurde nach der Erläuterung durch Houbraken noch ein weiteres Gedicht von Gezine Brit beigegeben. Die letzten Seiten bilden ein alphabetisch sortiertes Register der Embleme.
Jenny Sophie Emanuel
Details about this work
Beschriftung: Oberhalb der Darstellung bezeichnet: "ZINNEBEELDEN. 193 / XLVI. / DE EZEL. / Veracht om 't geen hy verbeelt."; unterhalb der Darstellung bezeichnet: "Is dan uw hert door quaade wennis / Zoo vroeg bedurven, dat de lust / Tot waare wysheid, deugd en kennis, / In u, o mens, schynt uitgeblust? / Terwyl gy loom en traag van zinnen, / Gevoedt door drieste onwetenheên, / Waar op geen reeden iet kan winnen, / Een Ezel schynt van top tot teen? / Kom herwaart, laat dit beelt u raaken, / Op dat de schaamte u doe ontwaaken."
Wvz. Hollstein (Dutch & Flemish) 20-76, ,
unidentifizierter Stempel auf der Titelseite