Anonym (italienisch, 18. Jh.), Radierer
Luigi Perego Salvioni, Drucker, Verleger

Recto und Verso einer Medaille auf Raffael, 1790

In: "Comolli, Angelo: "VITA INEDITA DI RAFFAELLO DA URBINO", Rom 1790, Titelvignette

Die Radierung mit dem Recto und Verso einer Medaille auf Raffael bildet das Frontispiz zu Angelo Comollis Vita inedita di Raffaello da Urbino, Rom 1790. Sie entstand nach einer Bronzemedaille aus dem späteren 17. oder 18. Jahrhundert (Inv-Nr. M-2004-18). (Anm. 1) Im Bestand des Hamburger Kupferstichkabinetts befindet sich die Radierung auch als Einzelblatt; sie zeigt im Wesentlichen das gleiche Motiv, weist jedoch kleinere Abweichungen auf. (Anm. 2) Beim hier vorliegenden Frontispiz befindet sich etwa der Schriftzug mit der Angabe des Museo Casali unterhalb der Medaillendarstellung, während dieser beim Einzelblatt oberhalb davon verläuft; außerdem bestehen teils Unterschiede in Feinheiten der Ausarbeitung wie anders ausgeführten Schattierungen, der Gestaltung des Gesichts der Diana oder der Kinnlinie Raffaels. Unklar ist, ob es sich beim Einzelblatt um einen Abzug nach Überarbeitung der Platte für das vorliegende Frontispiz, um eine autonome Radierung nach dem Frontispiz oder um einen vorbereitenden oder parallel (z. B. zur gesonderten Verbreitung) entstandenen Druck handelt, und ob es sich jeweils um ein- und denselben Radierer handelt.
Die erwähnte Medaille bzw. das konkrete Vorbild-Exemplar befand sich zum Entstehungszeitpunkt der Radierung im Museo Casali in Rom, wie aus der Bezeichnung hervorgeht, und ist heute Teil der Bestände des British Museum in London. (Anm. 3) Mit ihrer spezifischen Ikonographie – einer Verbindung aus dem Bildnis Raffaels, dem Epigramm auf den Urbinaten aus der Feder Pietro Bembos und der Darstellung einer vielbrüstigen Diana Polymastes – reiht sich die Radierung, ebenso wie die vorbildhafte Medaille, in eine Reihe frühneuzeitlicher Bildquellen ein, welche der Meisterschaft Raffaels auf komplexe Weise durch das Zusammenspiel von Natur, künstlerischer Schöpfungskraft, Idea und Malerei huldigen. (Anm. 4) Zusätzlich zu Comollis Frontispiz von 1790 und dem erwähnten Einzelblatt folgte 1824 eine weitere Abbildung der Medaille durch Friedrich Rehberg, in welchem diese zusätzlich von einem Lorbeerkranz umschlossen wird. Es zeigt sich also, dass die Medaille durchaus bekannt war und, ebenso wie die Reproduktionsgraphiken, die sie wiedergaben, ein wichtiges Zeugnis für den bis weit ins 19.Jahrhundert anhaltenden Raffaelkult ist.
Klara Wagner

1 Wenngleich ein genaues Entstehungsdatum der Medaille unklar bleibt, geht die Forschung von einem Zeitraum zwischen 1695 – nahe am Erscheinungsdatum des erwähnten Buches mit Marattas Portrait – und 1761, als eine Medaille dieses Typus’ in den Beständen des Museum Mazzuchelianum in Brescia erwähnt wird, aus. Vgl. dazu Tamara Smithers’ Eintrag zur Medaille in der Datenbank des British Museum: https://research.britishmuseum.org/research/ collection_online/collection_object_details.aspx?objectId=3386719&partId=1&s earchText=Raphael+medal&page=1 (letzter Zugriff: 19. 3. 2020).
2 Inv.-Nr. 63442.
3 London, British Museum, Inv.Nr. G3,IP.940. Dass es sich um das Exemplar aus dem Museo Cavali handelt, schreibt John Shearman; Shearman 2003, S. 645.
4 Vgl. dazu die ausführliche Diskussion der Ikonographie bei Inv-Nr. kb-1863-85-138-2

Details about this work

Radierung 100mm x 163mm (Platte) 300mm x 225mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-334-1 Collection: KK Druckgraphik, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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