Francesco Villamena, Stecher
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Zeichner, Erfinder
und Raffael (Werkstatt), Maler
Carlo Losi, Verleger
Gott erschafft Sonne und Mond, 1773
Aus: "LA SACRA GENESI FIGVRATA DA RAFAELE D'VRBINO [...]", Rom 1773, Blatt 3
Von 1516 bis 1519 schuf Raffael mit seiner Werkstatt (beteiligt waren dabei vor allem Giulio Romano und Giovanni da Udine) eine umfassende Ausgestaltung der sogenannten Loggien.(Anm. 1) Dabei handelt es sich um einen 65 Meter langen und vier Meter breiten Gang im zweiten Hauptgeschoss eines dem Vatikanischen Palast vorgelagerten Traktes. Raffael und sein Team waren nicht nur für 52 Deckenbilder zuständig, sondern auch für Grisaillefresken an den Sockeln sowie umfangreiche Bemalungen und Stukkaturen der Pilaster und Wandfelder. Das Gesamtkunstwerk beeindruckte von jeher die Betrachter aufgrund der direkten Gegenüberstellung von heidnischen und christlichen Bildelementen. Graphisch reproduziert wurden zunächst diverse Einzelszenen; 1607 legten Giovanni Lanfranco und Sisto Badalocchio erstmals eine komplette Folge der 52 Deckenbilder als Druckgraphik vor (vgl. Inv.-Nr. kb-1863-85-1 bis 54). Die weitgehend an der Antike angelehnten ornamentalen und figürlichen Elemente der Loggien fanden dagegen erst deutlich später als Druckgraphiken Verbreitung.
Die Loggien zeigen in zwölf Deckenkompartimenten jeweils vier Szenen aus dem Alten Testament, nur im letzten Joch ist das Neue Testament vertreten. Aufgrund dieses Themenschwerpunkts wurde die Folge auch als Bibel Raffaels bezeichnet. Aufgrund der relativ großen Höhe der Decken entwarf Raffael bewusst stark vereinfachte Kompositionen. Sie haben gleichwohl dennoch in vielen Fällen starke Ausdruckskraft und auf viele Künstler eminente Wirkung ausgeübt.
Dies zeigt sich auch in zahlreichen graphischen Editionen. Nach Lanfrancos und Badalocchios Edition von 1607 folgte in kurzem Abstand Oraziio Borgiannis Serie von 1615 (vgl. Inv.-Nr. 45499-1 bis 52) und dann 1626 eine Serie Francesco Villamenas, die posthum veröffentlicht wurde.(Anm. 2) Dieser hatte ursprünglich 64 Tafeln geplant, von denen bei seinem Tod 1624 aber erst 21 fertigestellt waren. Es handelte sich um die Decken- und Sockelfresken aus den ersten drei sowie dem letzten Joch. Das Titelblatt der Serie könnte auf Luca Ciamberlano zurückgehen. Es weist eine Widmung an Kardinal Aldobrandini auf, dem sich der Künstler sehr zur Dankbarkeit verpflichtet fühlte. Villamenas Folge ist u. a. wichtig, da sie drei der heute nicht erhaltenen Sockelfresken dokumentiert. Bereits 1626 erschien eine zweite Auflage mit der Adresse von Giovanni Battista de'Rossi. 1773 folgte dann die dritte, Auflage durch den Verleger Carlo Losi, aus der auch die vorliegende Graphik stammt.
David Klemm
1 Vgl. Corinna Höper: Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk in Zeitaltern seiner graphischen Reproduzierbarkeit, Ostfildern-Ruit 2001, S. 425-426 mit weiterer Literatur.
2 Ebd., S. 441-444; D. Kühn-Hattenhauer: Das grafische Oeuvre des Francesco Villamena, Berlin 1979, S. 211-214.