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Pieter van der Borcht, Radierer
Michiel (Michael) Colijn (Colin), Drucker, Verleger

"EXODVS" / Szenen aus dem Buch Exodus: Die Israeliten durchqueren das Rote Meer, Mannalese, Moses auf dem Berg Sinai u.a ., um 1613 (Erstdruck 1592/93)

In: "FIGURES DE TOUTES LES PLUS REMARQUABLES HISTOIRES, ET AULTRES EVENEMENTS DU VIEIL ET NOUVEAU TESTAMENT"; Amsterdam um 1613, Tafel 2

Die Darstellung befindet sich in einer Ausgabe der Bilderbibel "FIGURES DE TOUTES LES PLUS REMARQUABLES HISTOIRES [...]", die erstmals 1592/93 als Band "Bibelsche Figuren" in Leiden bei Frans von Raphelingen erschien. Es folgten mehrere Ausgaben, die mit französischen (wie die vorliegende) oder holländischen Texten und Titeln herausgebracht wurden. Die Anzahl der Illustrationen schwankte, so finden sich z. B. in der ersten und dritten französischen Edition 35 Abbildungen zum Alten Testament, wohingegen die zweite und spätere Ausgaben 50 Illustrationen aufweisen. Zur Illustration des Neuen Testaments wurden 19 Darstellungen mit mehreren Szenen (Leben Christi) und 31 Blätter mit jeweils zwei gerahmten Szenen (auf einer Platte) gedruckt (Passionsgeschichte, Apostelgeschichte, Apokalypse).
Die Radierungen stammen sämtlich von Peeter (Pieter) van der Borcht. Die Datierung ist nicht genau gesichert. Aufgrund der Angabe "1582" auf der Darstellung zum Buch Nehemiah ist eine Entstehung um diesen Zeitpunkt herum denkbar.
Die Hamburger Ausgabe der Bilderbibel weist weder Titelblatt noch Texte auf. Es finden sich lediglich die Hinweise auf die Bücher der Bibel, zu denen die Illustrationen gehören. Bei Szenen mit göttlicher Erscheinung sind die Gotteshände aus dem Himmel durchweg mit dem Wort "GOD" ersetzt.
Auf dem ersten Blatt (Buch Genesis) findet sich der Verweis auf den Drucker und Verleger Michiel Colijn. Dieser edierte zwischen 1596 und 1613 mehrere Ausgaben der Bilderbibel. Aufgrund der Ähnlichkeit zu einer Ausgabe von 1613 könnte auch das - undatierte - Hamburger Werk zu diesem Zeitpunkt entstanden sein. Der Band enthält die fünf ergänzenden Radierungen, die erstmals in der Ausgabe von Cornelis Claesz., wohl 1602, auftauchen.
Unabhängig von der Problematik der Datierung belegen die zahlreichen Ausgaben, dass die Bilderbibel großen Erfolg hatte. Dies liegt sicherlich weniger an van der Borchts recht kruder Darstellung der Personen als an seiner Erzählfreude. Denn er versah seine häufig im Querformat angelegten Darstellungen mit zahlreichen Episoden der biblischen Ereignisse. Dieses Konzept unterscheidet sich deutlich von Raffaels Bilderbibel, die dieser mit seiner Werkstatt um 1518 in den Vatikanischen Loggien ausgeführt hatte. Raffaels Erfindungen fanden interessanterweise fast zeitgleich mit der Bilderbibel van der Borchts durch graphische Reproduktionen - etwa von Giovanni Lanfranco und Sisto Badalocchio - weitere Verbreitung. Van der Borchts Kompositionen sind aber weitgehend frei von Einflüssen des übermächtigen Vorbilds Raffaels. Vielmehr finden sich wiederholt Inspirationen aus dem Werk Albrecht Dürers, etwa aus dessen Apokalypse.
Die Hamburger Bilderbibel van der Borchts weist einen schweren Wasserschaden auf, der zu gelblichen bis rötlichen Verfärbung und kristallinen Ablagerungen geführt hat.

Zur Bilderbibel vgl. grundlegend The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts, Peeter van der Borcht, Book Illustrations Part I, bearbeitet von Hans und Ursula Mielke, hrsg. von Ger Luijten, Ouderkerk aan den Ijssel 2005, S. 133-192.

David Klemm / Bianca Schulz

Details about this work

Radierung 94mm x 221mm (Bild) 98mm x 224mm (Platte) 185mm x 290mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-1863-85-284-2 Collection: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh.

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