Bruce Nauman

Anthro/Socio. Rinde Spinning, 1992

Bruce Nauman setzt sich seit den 1960er Jahren mit Erkundungen des Menschen in Beziehung zum Raum auseinander. "Anthro/Socio. Rinde Spinning" ist eines der bedeutendsten Werke des US-amerikanischen Künstlers. Es besteht aus sechs Monitoren in drei Zweiergruppen, drei Wandprojektionen – und einer extremen Geräuschkulisse. Der Raum verwandelt sich in ein irritierendes, bedrohliches Klang- und Bewegungsszenario. Ein sich permanent um die eigene Achse drehender männlicher Kopf wiederholt obsessiv: „FEED ME/ EAT ME/ ANTHROPOLOGY“ (Füttere mich / iss mich / Anthropologie), „HELP ME/ HURT ME/ SOCIOLOGY“ (Hilf mir / verletze mich / Soziologie) und „FEED ME, HELP ME, EAT ME, HURT ME“. In unterschiedlichen Tonhöhen überlagern sich die Texte, die asynchron in sechs Tonspuren abgespielt werden. Sind sie Hilferuf oder Anklage? Brigitte Kölle Anthro/Socio. Rinde Spinning, 1992

Die ersten Arbeiten, die ab 1990 in Bruce Naumans neuem Atelier in New Mexico entstanden sind, sind Videoinstallationen mit paarweise aufeinandergestellten Monitoren und Wandprojektionen. Sie zeigen den Kopf des Künstlers in extremer Nahaufnahme, wie er vor feststehender Kamera wortähnliche Laute erzeugt. Während Bruce Nauman hier - wie in seinen frühen Videofilmen - selbst Akteur ist, arbeitet er in >Anthro/Socio< mit dem Schauspieler Rinde Eckert, einem ausgebildeten Sänger, zusammen. Auf sechs Monitoren und drei Projektionsflächen dreht sich dessen Kopf (teilweise umgekehrt) unaufhörlich um die eigene Achse. In verschiedenen Tonhöhen singt Eckert dabei drei unterschiedliche Texte, die sich litaneiartig überlagern. Während »Feed Me, Eat Me, Anthropology« und »Help Me, Hurt Me, Sociology« zwei ähnlich aufgebaute, logisch gereihte Phrasen darstellen, werden beim dritten Text »Feed Me, Help Me, Eat Me, Hurt Me« die Anfangssequenzen der ersten beiden Aussagen miteinander verwoben. Die inszenierte Hilflosigkeit verwandelt sich in eine Bedrohung nach außen. >An-thro/Socio (Rinde Spinning)< ist 1992 auf der Kasseler Documenta 9< gezeigt worden.

Melitta Kliege

Details about this work

Farbe, Ton, sechs Video-Discs, NTSC, Loop, Raummaße variabel Hamburger Kunsthalle, erworben 1992 Inv. Nr.: V-1992-13 Collection: © VG Bild-Kunst, Bonn / Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Kay Riechers

We are committed to questioning the way we talk about and present art and our collection. Therefore, we welcome your suggestions and comments.

Feedback
Other works by
Bruce Nauman