Constantin Brancusi

Der Kuss (Le Baiser), 1907/08

Der Kuss ist die erste abstrakte Skulptur Brancusis: Zwei Menschen, Frau und Mann, halten sich eng umschlungen, ihre unauflösbare Einheit ist einem kompakten Block mit wenigen geritzten Details eingeschrieben. In Thema und Titel bezog sich der in Paris lebende Rumäne noch auf Auguste Rodin, mit seiner formalen Reduktion aber betrat er Neuland und verschmolz Anregungen durch die rumänische Volkskunst, antike und afrikanische Objekte sowie den Kubismus. In Werkreihen arbeitend, variierte Brancusi auch den Kuss mehrfach: um 1910 für das Grabmal einer russischen Anarchistin auf dem Montparnasse und 1938 im Tor des Kusses als Teil eines monumentalen Kriegsdenkmals im rumänischen Târgu Jiu. Brancusi bezog sein Bild von Vereinigung weniger auf die erotische Liebe als vielmehr auf die Ideale von Gleichheit und Menschlichkeit. Während er andere Gipse auch in Holz oder polierter Bronze umsetzte, hielt er beim Kuss immer am grob behauenen Stein fest. Dessen archaische Anmutung entsprach der angestrebten universellen Bedeutung wohl am besten.

Karin Schick

Details about this work

Gips, überfasst Hamburger Kunsthalle, erworben mit Hilfe der Hamburgischen Elektrizitätswerke, 1955 Inv. Nr.: S-1955-13 Collection: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk© VG Bild-Kunst, Bonn Foto: Elke Walford

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