Unter dunklem Himmel liegt schneebedeckt die Kirche von Nieukoop, einem Dorf in der Nähe von Woerden, mit hohem gotischen Chor und niedrigem Hauptschiff. Um den Chor bewegt sich ein Leichenzug. Im Hintergrund säumen Häuser zwischen verschneiten Bäumen das Ufer des zugefrorenen Kanals, auf dem sich Schlittschuhläufer vergnügen.
Die Wendung nae t leeven gedaen in der Inschrift deutet darauf hin, daß eine genaue Vorzeichnung Beerstraatens existierte. Sie diente vermutlich auch als Vorlage für das Gemälde in Budapest, das die Kirche vom gleichen Standpunkt aus zeigt. Das Dorf ist weiter nach rechts
gerückt und durch einen Kanal von der Kirche getrennt.1 Auf einem weiteren Gemälde, 1663 datiert, wurde die Kirche um 90 Grad gedreht. Aufgrund der Signatur A. Beerstraten wurde es Anthonie Beerstraaten zugeschrieben.2 Stechow hielt Inv. 9 für ein Spätwerk aus der Zeit um 1665. Auch von anderen Kirchenansichten Beerstraatens, wie der von Sloten, existieren mehrere Fassungen.3

Thomas Ketelsen 2001

1 Lw., 91,5 x 128,8 cm, Szépmüvészeti Múzeum, Budapest,
Inv. 53.496; Katalog Budapest 1968, Bd. 1, S. 49.
2 Lw., 90 x 126 cm; Verst. De Pauw u. a., Amsterdam (Fred. Muller), 3.-4. 4. 1914, Nr. 3 (Foto RKD). Von diesem Gemälde ist heute nur noch der rechte Teil mit der Ansicht des Ufers und des Stadtturmes erhalten; Lw., 68 x 59 cm, Collectie B. de Geus van den Heuvel te Nieuwersluis, Ausst. Kat. Gemeente Museum, Arnheim 1960, S. 7, Nr. 3, Abb. 49.
3 P. J. J. van Thiel, De kerk te Sloten door Jan Abrahamsz
Beerstraaten, in: Bulletin van het Rijksmuseum 16, 1968,
S. 51-56.

Lit.: Verzeichnis 1870, S. 5, Nr. 25; Katalog 1918, S. 5; Katalog 1921, S. 5; Katalog 1930, S. 4; Katalog 1956, S. 19; Katalog 1966, S. 19; Stechow 1966, S. 99, Abb. 196.

Details about this work

• Label

  Beschriftung: Bez. auf der Steinplatte am Chor der Kirche Niuvkoop nae / t leeven gedaen / door / J. Beerstraaten.

• Provenance

  Jan Abrahamsz. Beerstraten (1622 - 1666), ? - ? (1); [...] (2); Slg. Generalkonsul Charles Jean / Carl Johann Groux (London 1802 - 1865/27.1.1866 Hamburg), Hamburg, mind. seit 1842 - 1866 (3); Vermächtnis von diesem an die "öffentliche Städtische Gemälde-Gallerie", Hamburg, 1866 (4); Übergang in die Hamburger Kunsthalle, 1869 (5)
  
  1) Es ist zu klären, wann, wie, an wen und für wie viel Beerstraten das Werk verkaufte oder gab.
  2) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  3) Verzeichniss der Neunten vom Hamburger Kunst-Verein veranstalteten Kunst-Ausstellung von Gemälden älterer Meister, Ausst.-Kat. Hamburg 1842, S. 4f., Nr. 17.
  
  Groux, Kind französischer Eltern, kam nach Geburt in London, in jungen Jahren nach Hamburg. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er hier bei Friedrich Rosenberg und Francesco Cocchi im Bereich der Landschaftsmalerei. Es schlossen sich umfängliche Reisen nach Italien, Schweiz, Frankreich und den Niederlanden an, wo er eine große Anzahl von Bleistift- und Sepia-Zeichnungen, wie auch Aquarelle anfertigte. Nach Hamburg zurückgekehrt trat er seinen Dienst als Legationskanzler in der Kanzlei der französischen Gesandtschaft an. Seit 1841 ist Groux Mitglied im Kunstverein in Hamburg und ist zeitweise einer dessen Direktoren. Groux begann 1846 Radierungen anzufertigen. 1847 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion und zum königlichen französischen Konsul in Hamburg ernannt. Sein künstlerischer Nachlass, wie auch seine Kunstsammlung („146 Naturstudien in Blei und Feder, 135 Tusche und Aquarell Zeichnungen, 303 Skizzen, 347 Radierungen, 11 landschaftliche Skizzen von J. C. Erhard und Kupferstichtafeln zu Thiebaults Linien Perspektive„) übergab seine Frau Maria Catharina Groux (geb. Viers) 1866 der öffentlichen Städtischen Gemälde-Gallerie als dessen Vermächtnis. Der Bestand der Galerie ging 1869 in den Bestand des neu eröffneten Gründungsbaus der Hamburger Kunsthalle über. Für dieses Jahr wurde auch sein Name auf eine der steinernen Stifter*innetafeln in der Rotunde der Hamburger Kunsthalle eingemeißelt.
  
  4) HAHK: Slg 505 Maria Catharina Groux.
  5) Die Sammlung der ersten "öffentlichen Städtischen Gemälde-Gallerie", die ab 1850 in wenigen Räumen der Börse untergebracht worden war, wurde 1869 in den im selben Jahr fertiggestellten Gründungsbau der Hamburger Kunsthalle überführt.
  
  Stand: 17.3.2021, Ute Haug.
  Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, unbedenklich.
  
  Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.
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• Bibliography

  Dutch Landscape Painting in the seventeenth Century, Wolfgang Stechow, 1966, S. 99, Abb. S. 196, Abb.-Nr.

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Carl Georg Heise, 1966, S. 19, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, 1921, S. 5, Abb.-Nr.

  Die niederländischen Gemälde 1500-1800, Thomas Ketelsen; Herausgeber: Uwe M. Schneede, 2001, S. 39, Abb.-Nr.

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, 1956, S. 19, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, Gustav Pauli, 1918, S. 5, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, 1930, S. 4, Abb.-Nr.

  Verzeichniss der Oelgemälde und plastischen Gegenstände in der öffentlichen städtischen Gemälde-Gallerie zu Hamburg, 1870, S. 5, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 25

  Kunsthalle zu Hamburg. Verzeichniss der Sammlung von Gemälden. Neudruck der Ausgabe von 1886, Herausgeber: Kunsthalle zu Hamburg, 1887, S. 2, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 9

  Verzeichniss der Neunten vom Hamburger Kunst-Verein veranstalteten Kunst-Ausstellung von Gemälden älterer Meister; Hamburg, 1842, S. 4f., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 17

  Klasse Gesellschaft. Alltag im Blick niederländischer Meister. Mit Lars Eidinger und Stefan Marx, Herausgeber: Sandra Pisot für die Hamburger Kunsthalle, 2021, S. 330, 353, Abb. S. 341 (Detail), 342, 351 (Detail), Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 203