François Boucher
Der Angler, 1759
Bouchers Gemälde stellt eine erotische Szene vor einer Naturkulisse dar. Im Zentrum der Darstellung befindet sich ein Fisch, den der sonnengebräunte Angler, ein Mann aus dem Volk, gefangen hat. Er präsentiert ihn der ihm liegend zugewandten Hofdame. Angelrute, Leine und Fisch deuten auf Verführung, Begehren und Verhängnis. Das Thema wird durch das Trauben naschende Kind, die Frau mit dem Früchtekorb und das Liebesnest der Tauben untermalt. Das Motiv des Anglers geht zurück auf Amor als Fischer, eine emblematische Darstellung, die vor der leidenschaftlichen Liebe warnt. Die Kinder auf der rechten Seite stellen die Gefahr spielerisch dar. Das ältere eilt dem jüngeren Geschwister, das seinen Halt auf dem Boden verloren hat, zur Hilfe. Passend dazu zieht ein bedrohliches Gewitter
auf. Bouchers Gemälde zeigt die reizvolle Macht erotischer Freizügigkeit und zugleich die damit verbundenen Risiken. Der innere Frieden der Dame ist erschüttert, wie auch die Stabilität der Ständegesellschaft gegen Ende des Ancien Régime ins Wanken gerät.
Daniel Koep