Charles Amédée Philippe van Loo

Luise Henriette Wilhelmine von Anhalt-Dessau als Diana, 1765

Luise Henriette Wilhelmine, Prinzessin von Brandenburg-Schwedt (1750-1811), heiratete 1767 Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, der sein Fürstentum, insbesondere die Wörlitzer Parkanlagen, in den folgenden Jahrzehnten zu einem Zentrum des deutschen Frühklassizismus umgestaltete. Das Dreiviertelportrait zeigt die Fünfzehnjährige als Jagdgöttin Diana nach rechts in eine Landschaft schreitend, den Kopf scharf nach links gewendet und den Blick auf den Betrachter fixiert. Der umgehängte Köcher, die Mondsichel über der Stirn, Pfeil und Bogen in ihren Händen und der Jagdhund rechts sind Attribute einer Mythologisierung als Diana, doch der Amor hinter dem Baum rechts wendet diese Ikonographie spielerisch ins Doppeldeutige. Pfeil und Bogen werden zu Attributen der Venus und damit zu Jagdgerät im amourösen Sinn.
Inv. 676 ist eine eigenhändige Wiederholung der in Schloss Mosigkau bei Dessau aufbewahrten Erstfassung, deren Beschriftung erst die Identifizierung der Dargestellten durch Berckenhagen erlaubte.1 Auch unter Berücksichtigung des schlechten Zustands der Malschicht scheint die Ausführung weniger präzise als in der Mosigkauer Version. In beiden Gemälden bleibt indessen die Stofflichkeit des grau- und violettseidenen Kleides vage und die Physiognomie schematisiert. Auch andere mythologisierende Dreiviertelportraits Van Loos, die ebenfalls während der Jahre des zweiten Berliner Aufenthalts entstanden, reichen insgesamt nicht an die Qualität ähnlicher Rollenbildnisse von Nattier in Paris oder Pesne in Berlin heran.2
Ein 1765 datiertes Brustbildnis Van Loos mit übereinstimmenden Zügen wurde von Börsch-Supan ebenfalls als ein Portrait der damals fünfzehnjährigen Prinzessin bestimmt.3 G. W.

1 Lw., 144 x 111,5 cm, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz; siehe
H. Börsch-Supan in: Ausst.-Kat. Berlin 1966, S. 190, und Schloss und Park Mosigkau, Dessau 1975 (Zwischen Wörlitz und Mosigkau, Heft 15), S. 25, Abb. 16.
2 Vgl. Prinzessin Luise von Preußen als Pomona, dat. 1766, Lw., 145 x 111,5 cm, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg; siehe Friedrich II. und die Kunst, Ausst.-Kat. Neues Palais, Potsdam 1986, S. 27 f., Nr. II.32, Abb. (Text v. G. Bartoschek).
3 Lw., 63 x 50 cm, Stichting Huis Doorn; siehe Ausst.-Kat.
Berlin 1991, S. 89, Nr. 72, Farbabb. (Text v. H. Börsch-Supan).

AUSST.: Höfische Bildnisse des Spätbarock, bearb. v. Helmut Börsch-Supan, Staatliche Schlösser und Gärten, Berlin 1966, S. 190 f., Nr. 77, Abb.
LIT.: Katalog 1956, S. 90 (als Damenbildnis); Ekhart Berckenhagen, Die Malerei in Berlin vom 13. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert, Berlin 1964, o. S., Abb. 347 (als Prinzessin von Anhalt-Dessau); Katalog 1966, S. 93 f.; Kaiserlicher Kunstbesitz aus dem holländischen Exil Haus Doorn, Ausst.-Kat. Staatliche Schlösser und Gärten, Berlin 1991, S. 89, unter Nr. 72 (Text v. Helmut Börsch-Supan); Gert Streidt, Peter Feierabend, Preußen. Kunst und Architektur, Köln 1999, S. 241, Farbabb.

Details about this work

Leinwand 146cm x 112.2cm (Bild) 163cm x 127cm (Rahmen) Inv. Nr.: HK-676 Collection: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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