Max Liebermann
Schweinekoben mit zwei Jungen, 1888
Details about this work
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Beschriftung fremd: Rückseite: auf Mittelleiste Stempel "Photo"; auf oberer Rahmenleiste rechts "5547"
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Wvz. Eberle 1888-6,
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Max Liebermann (Berlin 20.7.1847 – 8.2.1935 Berlin), Berlin, ca. 1888 – ? (1); vielleicht (Kunsthandlung) Paul Cassirer (1871 – 1926), Berlin, ? – min. 1914 (2); vielleicht Leo Blumenreich (1884 – 1932), ? – 1916 (3); vielleicht (Kunsthandlung) Paul Cassirer, Berlin, 20.10.1916 - ? (4); […] (5); Otto Friedrich Bock (1864 – 1932), Reinbek bei Hamburg, ? – 1919 (6); Verst. beim Kunst-Auktions-Haus Rudolph Lepke, Berlin, Nr. 78, 20.05.1919 (Zuschlag) (7); […] (8); Martha Keiler (geb. Pinck, 1890 – 1978), Berlin / Brüssel / ab 1939 New York, ? – ca. 1977 (9); „Übergabe“ durch die Vorgenannte an Herr M. C. (Neffe der Vorgenannten, 1903 – 1980), ca. 1977 – längstens 1980 (10); Erbgang vom Vorgenannten an Frau A. C., geb. V. (Ehefrau des Vorgenannten, 1903–1989), Herrn C. (Sohn des Vorgenannten, *1937) und Frau C.-N. (Tochter des Vorgenannten, *1939), Hamburg, spätestens 1980 – 1989 (11); Erbgang von Vorgenannter an Herrn C. und Frau C.-N., frühestens 1980 / spätestens 1989 – Dezember 2021 (12); Frau C.-N., Hamburg, Dezember 2021 – Januar 2023 (13); Schenkung der Vorgenannten an die Hamburger Kunsthalle, Januar 2023 (14)
1) Es ist zu klären, wann, wie und an wen Max Liebermann das Werk verkaufte oder weitergab. Das Entstehungsjahr des Gemäldes ist unbekannt. Im Werkverzeichnis Eberle (1995) wird das Gemälde aufgrund stilistischer und motivischer Nähe zu weiteren Werken Liebermanns, jedoch ohne weitere Belege, auf das Jahr 1888 datiert. Möglicherweise gab Liebermann das Werk direkt an Paul Cassirer oder dessen Galerie (siehe 2), der den Künstler als Galerist vertrat.
2) WVZ Eberle 1995, S. 330, Nr. 1888/6. Eberle übernimmt diese Angabe vermutlich direkt aus dem Werkverzeichnis von Erich Hancke, Max Liebermann, Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, S. 534 (dort ebenfalls ohne Beleg). Es ist bislang unklar, ob Paul Cassirer das Gemälde direkt von Max Liebermann erwarb oder anderweitig erhielt. Möglicherweise gab Liebermann das Werk direkt an Paul Cassirer oder dessen Galerie, die den Künstler vertrat. Es ist zu klären, wann und zu welchem Preis das Gemälde zu Cassirer kam.
3) Auskunft von Frau Petra Cordioli (Paul Cassirer Archiv, Zürich) per E-Mail am 14. Juli 2022 an Ute Haug und Felix Krebs: „PC.Nr.2751, Liebermann, „Kinder am Schweinestall“, bei Leo Blumenreich am 20.10.1916 gekauft.“ Leo Blumenreich war Kunsthändler und von 1916 bis 1923 Mitinhaber und Leiter des Kunstsalons Cassirer. Es ist bislang unbekannt, ob es sich bei dem Werk mit der PC.Nr.2751 um das hier betreffende Gemälde handelte.
4) wie 3). Auf der mittleren Leiste des Keilrahmens des Gemäldes findet sich ein Stempel "Photo". Der Vergleich mit anderen Werken, die in diesem Zeitraum vom Kunstsalon Cassirer gehandelt wurden, ergab, dass der Stempel wohl von dieser Galerie angebracht wurde. Vermutlich wurden so Werke markiert, die zu Verkaufszwecken bereits fotografiert wurden oder bei denen eine fotografische Reproduktion vorgenommen werden sollte. Denkbar ist auch, dass der für Cassirer arbeitende Fotograf diesen Stempel verwendete.
5) Bislang unbekannte Provenienz/en.
6) Aukt. Kat. Gemälde-Sammlung Bock-Reinbek, Hamburg: Meister unserer Zeit, Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus, Berlin, 20.05.1919, Kat.nr. 78 (https://doi.org/10.11588/diglit.19338#0005, zuletzt: 05.07.2022). Der Zuschlag wurde für 16.700 M erteilt, der/die KäuferIn ist bisher unbekannt.
Hierbei handelt es sich vermutlich um Otto Friedrich Bock. Dieser führte in dritter Generation das 1825 von seinem Großvater Hans Christian Bock (1793 – 1852) gegründete Im- und Exportunternehmen "H. C. Bock" in der Hamburger Deichstraße. Das Unternehmen unterhielt Handelsbeziehungen nach Skandinavien, Mittel- und Südamerika, Asien, Afrika und Australien. In der Auktion 1919 wurden insgesamt 145 Werke vornehmlich Münchener Maler und vorrangig Landschaften, Genreszenen und Tierdarstellungen - ergänzt durch Einzelwerke des Naturalismus, Realismus und Impressionismus von Wilhelm Trübner, Heinrich von Zügel, Lovis Corinth und Max Liebermann - versteigert. Insgesamt finden sich vier Werke Liebermanns in der Auktion. Neben dem Gemälde „Schweinekoben – zwei Knaben ein Schwein betrachtend“ wurde das Pastell „Rastender Arbeiter in den Dünen“, die Darstellung einer Frau in holländischer Tracht und die Ölskizze eines Bauern bei der Feldarbeit versteigert.
7) wie 6); Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, ob Ernst und/oder Martha Keiler das Gemälde aus dieser Versteigerung erwarben.
8) Bislang unbekannte Provenienz/en.
9) Vereinbarung zwischen Frau N.-C. und Herrn C. (liegt in Kopie vor).
Martha Keiler, geb. Pinck, war mit dem Hamburger Kaufmann Ernst Keiler verheiratet, der 1910 das Im- und Exportunternehmen „Ernst Keiler jr.“ gründete. Aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen gegen Ernst Keiler, emigrierten beide 1937 zuerst nach Brüssel und 1939 weiter über Antwerpen nach New York. Das im Deutschen Reich verbliebene Vermögen, vor allem die Kommanditeinlage bei der mittlerweile „arisierten“ Firma „Ernst Keiler jr.“, wurde auf ein Sperrkonto verlegt, über das nur nach Genehmigung und durch einen Vertreter verfügt werden konnte. Vor ihrer Emigration konnten sie einen Großteil ihres Hausrats nur unter hohen Verlusten für 2.000 RM verkaufen. Das ihnen verbliebene Umzugsgut mussten sie vermutlich in Belgien unter Verlust verkaufen, bzw. wurde dieses womöglich durch nationalsozialistische Behörden beschlagnahmt und unbekannt verbracht. Ob Martha und Ernst Keiler das Gemälde Liebermanns bereits zum Zeitpunkt der Emigration besaßen und mitführten und, falls ja, wie sie es dem angenommenen Entzug, bzw. Verlust, fernhielten, konnte bislang nicht aufgeklärt werden.
10) Laut Vereinbarung zwischen Frau C.-N. und Herrn C. übergab Martha Keiler zu einem bislang nicht genau definierten und belegten Zeitpunkt, etwa 1977, das Gemälde an ihren Neffen M. C., ohne dass deutlich ist, ob es sich hierbei um eine Schenkung mit Eigentumsübertragung an M. C. handelte.
11) Nach dem Tod Herrn M. C.s übernahmen dessen Ehefrau A. C., geb. V. und seine Kinder das Erbe ohne „die vorhandenen Kunstwerke schriftlich erfasst und dem einen oder dem anderen zugeordnet“ zu haben (s. Vereinbarung zwischen Herrn C. und Frau C.-N.).
12) Vereinbarung; Nach dem Tod der Mutter Frau C., geb. V., 1989 befand sich das Gemälde bei Frau C.-N., das Eigentum lag aber offenbar bei beiden Geschwistern.
13) Mit der Vereinbarung zwischen den Geschwistern, gab Herrn C. seine Eigentumsrechte an dem Gemälde gegen die Zahlung der Hälfte des Schätzpreises des Gemäldes an seine Schwester Frau C.-N. ab.
14) Die Übergabe des Werkes erfolgte am 28.1.2023; Eintrag im Inventarbuch "Hamburger Kunsthalle Inventar der Gemälde", S. 116.
Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind zu ergänzen), wahrscheinlich unbedenklich
Stand: zuletzt 3.7.2023; 19.1.2023, Ute Haug, Felix Krebs.
Zitierweise nach folgendem Schema: Künstlername, Werktitel, Inv. Nr., Provenienz und Link, sowie Name Bearbeiter*in, letzter Stand und Zugriffsdatum.
Cite according to the following scheme: artist's name, title of work, inv. no., provenance and link, name of editor, last status, as well as date of access.
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Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Erich Hancke, 1914, S. 534, Abb.-Nr.
Max Liebermann 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien 1865-1899, Matthias Eberle, 1995, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 1888/6
75, Abb., Abb.-Nr.
Öl auf Papier (auf Leinwand aufgezogen) 25cm x 35cm (Bild) Hamburger Kunsthalle Inv. Nr.: HK-5805 Collection: 19. Jahrhundert Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang
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