Heinrich Stegemann

Hochbahn Viadukt an den Vorsetzen, 1921

Um 1920 war die Hamburger Hochbahn noch jung und ein Symbol von Modernität und technischem Fortschritt. Mit ihren Trassen und Bahnhöfen hatte sie die Stadtlandschaft verändert, auch am Hafen. Während viele Künstler die Motive von Bahn, Schiffen und Wasser miteinander verbanden, konzentrierte sich Heinrich Stegemann ganz auf das Landstück und dessen Architektur: Wie ein kantiger blauer Krake greift das Metallgestell in den Raum, hinter ihm türmen sich gestaffelte Häuserblöcke in die Breite und bis zum Himmel. Die Kraft der Komposition speist sich aus einer eigenwilligen Verschmelzung von expressionistischer Farbintensität, kubistischer Formengliederung und futuristischer Dynamik.

Stegemann hatte von 1909 bis 1913 an der Akademie in Weimar studiert. Nach dem Kriegsdienst 1918 zurück in Hamburg verarbeitete er seine Fronterlebnisse zunächst im Holzschnitt. Anregung dazu erfuhr er von den Sammler*innen der »Brücke«-Kunst, zu denen sein Förderer Ernst Rump gehörte. Stegemann etablierte sich rasch in der deutschen Kunstszene; er war nie Mitglied der Hamburgischen Sezession, nahm aber als Gast mehrfach an Ausstellungen teil. In den 1920er und -30er Jahren studierte Stegemann auf zahlreichen Reisen die Landschaften Europas und die Alten Meister in den Museen. Seine Verfemung durch die Nationalsozialisten und der erneute Kriegsausbruch trafen ihn schwer.

Nach einem Bombenangriff auf Hamburg 1943 vernichtete der ausgelöste Brand nahezu das gesamte Lebenswerk Heinrich Stegemanns. Er starb kurz darauf und erlebte die späten Würdigungen nicht mehr.

Karin Schick

Details about this work

Öl auf Leinwand 71.6cm x 89.1cm (Bild) 77cm x 94.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1996 Inv. Nr.: HK-5555 Collection: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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