Camille Pissarro
Wiese und Nussbaum im Frühling, 1892
1884 zog Pissarro nach Éragny-sur-Epte, einem kleinen Dorf nordwestlich von Paris, wo er die nächsten 20 Jahre – bis zu seinem Lebensende – verbringen sollte. Seit 1888 litt der Künstler an einem chronischen Augenleiden, das ihn fortan daran hinderte, längere Zeit in der freien Natur zu malen. Seine Motivwahl beschränkte sich daher auf die nächstgelegene Umgebung. Die intensive Auseinandersetzung mit dem ihm so vertrauten Ausblick ermöglichte es Pissarro, sich auf den reinen Stimmungsgehalt der Landschaft und auf atmosphärische Phänomene zu konzentrieren. Den markanten Walnussbaum fand Pissarro auf der angrenzenden Wiese hinter seinem Haus nahe der Stadt Bazincourt, die im Hintergrund der hügeligen Landschaft auszumachen ist. Jener Baum sollte zu einem der Leitmotive des Künstlers avancieren und ihn zu über 30 Ansichten inspirieren. Das Gemälde zeigt den zentral im Bild positionierten Walnussbaum in zarter Blütenpracht. Neben der blühenden Wiese und dem sprießenden Blätterwerk zeugt vor allem das helle, flirrende Licht, das Pissarro mittels flüchtiger, kleiner Pinselstriche darstellte, vom bevorstehenden Frühlingserwachen.
1885 machte Pissarro die Bekanntschaft von Georges Seurat und Paul Signac und kam über diese mit den Bildtheorien des Pointillismus in Berührung, die auch in diesem Werk noch deutlich zu spüren sind.
Amelie Baader