Paulus Potter

Der Grauschimmel, 1653

Ein ungezäumter Grauschimmel in Lebensgröße steht auf einer Wiese, im Mittelgrund weidet Vieh. Am Horizont werden eine Allee und zwei größere Anwesen sichtbar. Ein von drei Schimmeln gezogener Wagen hat das Tor ganz rechts passiert.
Vermutlich handelt es sich um das Bildnis eines bestimmten Pferdes. Eine Bestimmung der Höfe könnte helfen, Besitzer und Auftraggeber des Bildes zu identifizieren.
Seit 1648 hat Potter mehrfach einzelne Pferde auf offener Weide dargestellt. Seine Gemälde in Schwerin,3 Paris4 und Los Angeles5 sind jedoch wesentlich kleiner. 1652 erschien eine Serie von fünf Radierungen mit Pferdedarstellungen;6 im gleichen Jahr malte Potter auch das lebensgroße Reiterbildnis von Dirck Tulp.7 Der Grauschimmel ist dort bei einer Levade zu sehen, der höchsten Versammlung eines Pferdes. Weitere in Lebensgröße dargestellte Tiere sind der Jungstier in Den Haag,8 Potters bekanntestes Werk, und der Wolfshund in St. Petersburg9. Die monumentale Wiedergabe der Tiere steht jeweils im Gegensatz zu den miniaturhaften Ansichten im Hintergrund.
Zur Nobilitierung des Pferdebildnisses in den nördlichen Niederlanden trug Jacques de Gheyns II. Spanisches Schlachtroß von 1603 entscheidend bei.10 Vorgeprägt war dieser Bildtypus etwa durch die Pferdebildnisse im Palazzo del Te in Mantua.

Thomas Ketelsen 2001

1 A. L. Walsh, The Life of Paulus Potter, in: Paulus Potter 1994, S. 10-19.
2 »Een kapitaal Stuk, zynde een Paard levensgroote, met een gestoffeert Verschiet, zo van Besten, Paarden, als anders, zeer fraay, door denselben [Paulus Potter]«, zit. nach Hoet 1752/1770, Bd. 3, S. 137.
3 Holz, 28 x 24 cm, Staatliches Museum Schwerin, Inv. 2357; Paulus Potter 1994, S. 102-104, Nr. 16.
4 Holz, 30 x 42 cm, Musée du Louvre, Paris, Inv. M. I. 199; Katalog Paris 1979, S. 107.
5 Lw., 49,5 x 45 cm, J. Paul Getty Museum, Los Angeles, Inv. 88. PA.87; Paulus Potter 1994, S. 144-146, Nr. 28.
6 Walsh 1994, S. 186-188.
7 Lw., 310 x 274 cm, Slg. Six, Amsterdam; Paulus Potter 1994, S. 17, Abb. 8.
8 Ebd., S. 74-77, Nr. 8.
9 Ebd., S. 141-143, Nr. 27.
10 Holz, 228 x 269 cm, Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. A 4255;
Paulus Potter 1994, S. 102, Abb. 1.

Ausst.: Meisterwerke der Renaissance, München 1901, S. 11, Nr. 76.
Lit.: Friedrich Wilhelm Kreuchauf, Historische Erklärungen der Gemälde welche Herr Gottfried Winckler in Leipzig gesammelt, Leipzig 1768, S. 197, Nr. 487; Friedrich Schlie, Ein Bild von Paul Potter in der Galerie Weber in Hamburg, in: Zeitschrift für bildende Kunst N. F. 3, 1892, S. 260 f.; Woermann 1907, Nr. 290, S. 234; Wilhelm Bode, Rembrandt und seine Zeitgenossen, Leipzig 1907, S. 173; Hofstede de Groot, Bd. 4, 1911, S. 673, Nr. 138; Lichtwark 1912, S. 13, 20 f., Nr. 29; Wilhelm von Bode, Die Meister der holländischen und vlämischen Malerschulen, Leipzig 1917, S. 216; Katalog 1918, S. 126; Katalog 1921, S. 131; Katalog 1930, S. 122; Rudolf von Arps-Aubert, Die Entwicklung des reinen Tierbildes in der Kunst des Paulus Potter, Phil. Diss. Halle 1932, S. 15, 40, Nr. 70; Katalog 1956, S. 120; Katalog 1966, S. 125; Peter Sutton, The Noblest of Livework, in: The J. Paul Getty Museum Journal 15, 1987, S. 101 f., Abb. 10; Amy L. Walsh, Paulus Potter: His Works and their Meaning (Phil. Diss. Columbia University 1985), Ann Arbor 1994, S. 188 f., 332, 476, B 42; Paulus Potter. Paintings, Drawings and Etchings, bearb. v. Amy L. Walsh u. a., Ausst. Kat. Mauritshuis, Den Haag 1994, S. 28, Abb. 16.

Details about this work

Leinwand Inv. Nr.: HK-331 Collection: Alte Meister

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