
Lovis Corinth
Der Maler Leonid Pasternak, 1923
Als eine Vision erscheint der Porträtierte überlebensgroß vor uns: ungreifbar, wie im Nebel, im hellen Licht, körperlos. Die flüchtige Schrift des breiten Pinsels und Spachtels, die Farbpalette und die Komposition rufen diesen Eindruck hervor: Das Brustbild ist so entschieden beschnitten, als könnte die Erscheinung im nächsten Augenblick nach rechts aus dem Blick geraten. Doch macht gerade der rasche Wechsel von Licht und Schatten das Gesicht lebendig. Die Stirn ist ganz licht, die Augen bleiben in ihren Höhlen verschattet. Die Halsschleife erscheint wie ein Schmetterling. Leonid Pasternak, Vater des berühmten Schriftstellers Boris Pasternak, lebte seit 1921 in Berlin, wo er zahlreiche Kontakte zu anderen Künstlern, darunter auch Lovis Corinth, pflegte.
Stephanie Dieckvoß