
Paula Modersohn-Becker
Mutter mit Kind, um 1903
Diese Szene ist gekennzeichnet durch eine starke Verbundenheit zwischen der stillenden Mutter und ihrem Kind. Paula Modersohn-Becker malte sie in der Künstlerkolonie Worpswede, wo sie seit 1898 bei Fritz Mackensen studiert hatte und gemeinsam mit ihrem Mann Otto Modersohn lebte. In Worpswede fand Modersohn-Becker die typische Moorlandschaft, die viele ihrer Gemälde charakterisiert, aber auch ihre Modelle – Kinder, Bäuerinnen, alte Frauen –, die sie ohne jede Romantisierung oder Idealisierung porträtierte. Auch wenn die kräftigen Hände der Mutter auf deren Arbeit als Bäuerin verweisen, steht nicht ein sozialkritischer Aspekt im Vordergrund, sondern die körperlich und emotional innige Beziehung zwischen Mutter und Kind. Das Thema der stillenden Mutter verarbeitete Modersohn-Becker, die 1907 nur wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter starb, immer wieder in ihren Werken. Die Künstlerin strebte in ihren Gemälden nicht nach einem genauen Abbild der Natur. Für sie wurde gerade in der malerischen und kompositorischen Vereinfachung Wesentliches sichtbar.
Anna Heinze