Diese Szene ist gekennzeichnet durch eine starke Verbundenheit zwischen der stillenden Mutter und ihrem Kind. Paula Modersohn-Becker malte sie in der Künstlerkolonie Worpswede, wo sie seit 1898 bei Fritz Mackensen studiert hatte und gemeinsam mit ihrem Mann Otto Modersohn lebte. In Worpswede fand Modersohn-Becker die typische Moorlandschaft, die viele ihrer Gemälde charakterisiert, aber auch ihre Modelle – Kinder, Bäuerinnen, alte Frauen –, die sie ohne jede Romantisierung oder Idealisierung porträtierte. Auch wenn die kräftigen Hände der Mutter auf deren Arbeit als Bäuerin verweisen, steht nicht ein sozialkritischer Aspekt im Vordergrund, sondern die körperlich und emotional innige Beziehung zwischen Mutter und Kind. Das Thema der stillenden Mutter verarbeitete Modersohn-Becker, die 1907 nur wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter starb, immer wieder in ihren Werken. Die Künstlerin strebte in ihren Gemälden nicht nach einem genauen Abbild der Natur. Für sie wurde gerade in der malerischen und kompositorischen Vereinfachung Wesentliches sichtbar.

Anna Heinze

Details about this work

• Label

  Beschriftung: Unten rechts monogrammiert: P. M.-B.

• Catalog of works

  Busch/Werner 384,

  weitere Werkverz. Nr.

• Provenance

  Paula Modersohn-Becker, um 1903 - ?1913 (1); Ankauf von dort von Pauline Kowarzki (1852 - 1929), Frankfurt a am Main, um 1913 - 1926 (2); Ankauf von dort vom Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, 1926 - 25.8.1937 (3); Beschlagnahme durch die Kommission "Entartete Kunst" (EK-Nr. 404), 25.8.1937 (4); Übernommen als Kommissionsware durch den Kunsthändler Bernhard A. Böhmer (1892 - 1945), Güstrow, 11.03.1939 - 27.10.1939 (5), dann Ankauf von diesem, 27.10.1939 (5); [...] (6); Slg. Erica Pfeiffer (geb. Schlüter, 1911 - 1974), Hamburg-Hochkamp, ? - 1946 (7); Ankauf von dort durch und als Geschenk des "Vereins der Freunde der Kunsthalle e. V." an die Hamburger Kunsthalle, 1946 (8)
  
  1) siehe 2).
  2) Pauli 1922, Abb. 152, Taf. 38; Verkaufsbuch, S. 12.
  
  Zu Pauline Kowarzik siehe:
  https://stories.staedelmuseum.de/de/pauline-kowarzik-im-einsatz-fuer-die-moderne?_gl=1*okursj*_gcl_au*MTEwNjE3NDc3LjE3MzI1MzMxMjg.*_ga*MTkxODUxMTg5NC4xNzAwNTc4Nzc5*_ga_5XMYB9GXZ6*MTczMjUzMzEyNy45LjEuMTczMjUzMzIxOS4zMS4wLjA. (25.11.2024, UH)
  
  Pauline Kowarzik (1852 - 1929), selbst als Künstlerin tätig, besaß gemeinsam mit ihrem Mann Joseph Kowarzik (1860 - 1911) eine der renommiertesten Privatsammlungen Frankfurts und gründete die Kowarzik-Stiftung zur Förderung moderner Künstler*innen. Im Jahr 1916 wurde sie, als erste Frau, in die Ankaufskommission der Städtischen Galerie aufgenommen, welche sich an das Städelsche Kunstinstitut angliedert. Mit fortschreitender Inflation zu Beginn der 1920er Jahre sah Kowarzik sich gezwungen, stetig Werke aus ihrer Privatsammlung zu veräußern. Dies mündete 1926 im Verkauf ihrer nahezu umfassenden Sammlung an die Städtische Galerie.
  
  In der Zeitschrift „Das Kunstblatt“ von 1918, hrsg. von Paul Westheim, Weimar, wird das Werk erwähnt, Abb. 71, S. #, abgebildet. Angaben zur Provenienz fehlen jedoch.
  
  3) Siehe Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin. (zuletzt 25.11.2024). Hier mit dem Titel: "Bäuerin mit Kind an der Brust mit Landschaft".
  
  4) Per „Gesetz über Einziehung von Produkten entarteter Kunst“ vom 31.05.1938 entschädigungslose Einziehung zugunsten des Deutschen Reiches.
  Quelle: Brief, Karl Buchholz – Propagandaministerium, 12.01.1939, Händlerakte Buchholz, Bundesarchiv, Berlin, R 55/21017, siehe: Siehe Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin. (zuletzt 25.11.2024).
  
  Das Werk lagerte zuerst im Sammeldepot, Berlin Kreuzberg, 1937 bis 1938 und im Anschluss im Schloß Niederschönhausen, Berlin Pankow, 1938 bis 1939.
  Quelle: Liste, Bestand in Schönhausen, 1939, Händlerakte Gurlitt, Bundesarchiv, Berlin, R55/21015, Bl. 41, Nr. 490, siehe: Siehe Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin. (zuletzt 25.11.2024).
  
  5) Quellen:
  Liste, Bernhard A. Böhmer – Kommission, 1939 (1), Händlerakte Böhmer, Bundesarchiv, Berlin, R 55/21019, Bl. 224;
  Vertrag, Kommission, Bernhard A. Böhmer – Kommission, 11.03.1939, Händlerakte Böhmer, Bundesarchiv, Berlin, R 55/ 21019, Bl. 224;
  Vertrag, Kauf, Bernhard A. Böhmer – Kauf, 27.10.1939, Händlerakte Böhmer, Bundesarchiv, Berlin, R 55/210119, Bl. 252.
  Siehe zu den Quellen: Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin. (zuletzt 25.11.2024).
  
  Die Ankaufssumme belief sich auf 150 US-Dollar. Siehe auch Fischerliste Nr. 395, S. 212.
  
  6) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  
  Angeblich soll das Werk in der Sammlung des Kunsthistorikers und späteren Direktors der Hamburger Kunsthalle, Carl Georg Heise, gewesen sein. Siehe: Kat. Paula Modersohn-Becker zum 100. Geburtstag. Ausst. Bremen 1976. Und siehe Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin.
  
  Heise selbst jedoch schreibt an Dr. Busch am 25.3.1976 (Originalbrief befindet sich im Archiv Werner, Bremen): "Es ist also ganz bestimmt ein Irrtum, daß das heute in der Hamburger Kunsthalle befindliche Bild Nr. 94 Ihres Katalogs "Mutter und Kind" jemals in meinem Besitz gewesen ist. Den Irrtum haben Sie offenbar übernommen aus dem Katalog der Meister des 20. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle von 1969. Ich sehe, daß ich in meinem Exemplar schon den Irrtum vermerkt und sicher auch nach Hamburg gemeldet habe. Möglich ist es, wenn auch keineswegs sicher, daß ich damals den Ankauf durch den Verein "Freunde der Kunsthalle" aus dem Besitz von Frau Kowarczik vermittelt habe. Mein Name muß also in diesem Fall aus Ihrem endgültigen Werkverzeichnis ganz entfernt werden."
  
  7) Der Eintrag im Inventarbuch Gemälde lautet: "Als Geschenk des Vereins der "Freunde der Kunsthalle" am 13.8.46 erworben von Frau Dr. med. Georg Pfeiffer, Hamburg-Hochkamp, Up de Schanz 30 für 8000M." Sowie Historisches Archiv Hamburger Kunsthalle (HAHK): Slg 1 (1946) 1949/1952 Ankäufe f. d. Galerie.
  
  Tochter Carl Eduard Schlüter und Malerin # prüfen
  
  In der Publikation Otto Stelzer (Hrsg.), Paula Modersohn-Becker, Berlin 1958, Abb. 31, wir als Eigentümerin die Hamburger Kunsthalle angegeben.
  
  8) wie 7)
  
  Stand: zuletzt 21.11., 24.11.2023, Ute Haug, zuletzt 22.11.2024, Franka Groon, 25.11.2024, Ute Haug, Franka Groon.
  
  Status: in Bearbeitung (die mit # markierten Stellen sind noch zu ergänzen), ungeklärt, unbedenklich.
  
  Zitierweise nachfolgendem Schema: Künstlername, Werktitel, Inv. Nr., Provenienz und Link, sowie Name Bearbeiter*in, letzter Stand und Zugriffsdatum.
  Cite according to the following scheme: artist's name, title of work, inv. no., provenance and link, name of editor, last status, as well as date of access.
  
  Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.
  Do you have questions, criticism, suggestions, and further information? Please send a message to Dr. Ute Haug at ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.
  

• Bibliography

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  Hamburger Kunsthalle. Meisterwerke der Gemälde-Galerie, Herausgeber: Alfred Hentzen, 1969, S. 450, Abb. S. S. 450, Abb.-Nr.

  Die Frau als Künstlerin. Über das Leben und Werk von
  Künstlerinnen früher und heute, Isabel Schulz; Herausgeber: Museumspädagogischer Dienst Hamburg, 1986, S. 25, Abb. S. S. 25, Abb.-Nr.

  Eva und die Zukunft. Das Bild der Frau seit der Französischen Revolution, Herausgeber: Werner Hofmann; Hamburger Kunsthalle, 1986, S. 235, Abb. S. S. 235, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 150

  Friedliche Kunst. Niederdeutsche Maler 1900-1914; Kunstverein im Kestnermuseum am Neuen Rathaus, Hannover, 1949, Abb. S. S. 22, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 130

  Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle 1945-1955; Hamburger Kunsthalle, 1955, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 84

  Die Hamburger Kunsthalle. Bauten und Bilder, Herausgeber: Uwe M. Schneede, Helmut R. Leppien, 1997, S. 114, Abb. S. S. 114, Abb.-Nr.

  Katalog der Meister des 20. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Helga Hofmann u. Janni Müller-Hauck, 1969, S. 86, Abb. S. S. 86, Abb.-Nr.

  Paula Modersohn-Becker, Gustav Pauli; Herausgeber: Carl Georg Heise, 1919, S. 68, Abb. S. Taf. 38, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 152

  Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Peter Wilhelm Meister, Carl Georg Heise, Erich Meyer; Herausgeber: Peter Wilhelm Meister, Carl Georg Heise, Erich Meyer, 1952, S. 57, Abb.-Nr.

  Führer durch die Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Carl Georg Heise, 1955, S. 62, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. o. Nr.

  Die Gemälde der Klassischen Moderne, Hurttig, Marcus Andrew, 2010, S. 294-295, Abb., Abb.-Nr.

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  Paula Modersohn-Becker. 1876-1907. Werkverzeichnis der Gemälde, Herausgeber: Günter Busch und Wolfgang Werner, 1998, S. 86, Abb. S. Taf. 53, Abb.-Nr.

  Freie Secession. Katalog. Sonderausstellung April-Juli 1920; Ausstellungshaus am Kurfürstendamm, Berlin, 1920, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 156 (?)

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  The Expressionist Roots of Modernism, Peter Lasko, 2003, S. 28, Abb. S. S. 29/Nr. 10, Abb.-Nr.

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  Paula Modersohn-Becker, Rosa Schapire, S. 865, Abb.-Nr.

  Ausstellung von Werken neuerer Kunst aus Hamburger Privatbesitz, Carl Georg Heise, S. 75, Abb.-Nr.

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  Paula Modersohn-Becker, Otto Stelzer, 1958, Abb. S. S. 55, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 31

  Paula Modersohn-Becker. Her Life and Work, Gillian Perry, 1979, S. 61-62, Abb. S. Nr. 39, Abb.-Nr.

  Paula Modersohn-Becker. The Gendered Discourse in Modernism, Diane Josephine Radycki, 1993, S. 210, Abb. S. S. 322/Nr. 60, Abb.-Nr.

  Paula Modersohn-Becker. Malerin, Zeichnerin, Günter Busch, 1981, S. 114-115, Abb. S. Taf. 24; S. 182/Nr. b., Abb.-Nr.

  Worpswede. Eine deutsche Künstlerkolonie um 1900; Künstlerhaus Wien u. Forum des Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, 1986, Abb. S. S. 142, Abb.-Nr.

  Nachtrag zum Verzeichnis der Gemälde aus dem Besitz des Staedelschen Kunstinstitutes und der Stadt Frankfurt von 1924, 1928, S. 12, Abb.-Nr.

  Revision. Die Moderne im Städel. 1906-1937; Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, 1991, S. 166, Abb.-Nr.

  "Ich wollte den Impressionismus besiegen ..." Paula Modersohn-Becker zum 100. Geburtstag, Susanne Kandt-Horn, 1976, Abb. S. S. 83/Nr. 1, Abb.-Nr.

  Kunst aus acht Jahrhunderten, Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und Freunde der Kunsthalle e.V., 2016, S. 154, Abb., Abb.-Nr.

  From the Madonna lactans to The Family of Man: Tracing a Visual Frame of Reference Through History, Kerstin te Heesen; Herausgeber: Karin Priem, Kerstin te Heesen, 2016, S. 99-126, Abb., Abb.-Nr.

  Die Geschichte der Freunde der Kunsthalle, Johannes Gerhardt; Herausgeber: Freunde der Kunsthalle, 2007, S. 85, Abb.-Nr.

  Glanzstücke. Meisterwerke der Hamburger Kunsthalle, A. Koep, A.Heinze, A. Stolzenburg, B. Kölle, Ch. Heinrich, D. Klemm, D. Lott-Reschke, F. Britsch, J. Grave, J. Howoldt, J. Hoffmann-Samland, K. Schick; Herausgeber: Ekkehard Nümman für die Freunde der Kunsthalle e.V., 2018, S. 96-97, Abb., Abb.-Nr.

  Faaborg Museum and the artists' colony, Herausgeber: Gry Hedin, Gertrud Hvidberg-Hansen, 2019, Abb. S. S. 62, Abb.-Nr.

  Faaborg i blodet. Kunstnerkoloni 1880-1928, Gry Hedin und Gertrud Hvidberg-Hansen; Faaborg Museum, 2019, Abb. S. S.68, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 21

  Freunde der Kunsthalle 1923-2023. 100 Jahre für die Kunst, Ekkehard Nümann. Peter Tschentscher, Carsten Brosda, Bettina Steinbrügge, Volker Ullrich, Franklin Kopitzsch, Christian Ring, Sigrid Schambach, Susanne Wittek, Johannes Gerhardt, Uwe M. Schneede, Hubertus Gaßner, Christoph Martin Vogtherr, Alexander Klar, Sylvia von Metzler, Georg Abegg, Daniel Ben-Natan, 2023, Abb. S. 14, Abb.-Nr.