Lovis Corinth

Mädchen mit Stier, 1902

„Mädchen mit Stier“ malte Corinth im Sommer 1902 in Horst an der Ostsee während einer gemeinsamen Studienreise mit Charlotte Berend, seiner zukünftigen Ehefrau, die er ein Jahr später am 26. März heiratete. Charlotte (1880-1967), aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammend, lernte Corinth 1901 in Berlin kennen, als sie in dessen private Malschule in der Klopstockstraße aufgenommen wurde. Während des Aufenthaltes in Horst stand Charlotte noch für zwei weitere Gemälde Modell: „Petermannchen“ (Berend-Corinth 240) und Paddel-Petermannchen (Berend-Corinth 245) – Petermannchen war der Kosename von Charlotte. - Corinth stellt sich in dem Gemälde als Stier dar, wie er von Charlotte an einem rosaroten Bande scheinbar bändigend festgehalten wird. Über dieses Bildprogramm (als Verlobungsbild gedeutet bei Luckhardt, Ulrich: ››… doch man glaubt seinen Gesichtern nicht‹‹, in: Ausst.-Kat. Hamburg 2004, S. 57) schreibt Corinth am 12. Oktober 1902 an Charlotte: „Heute waren Leistikows bei mir, eben sind sie weggegangen. Zu meiner wirklichen Freude gefiel ihnen ››unser‹‹ Stier gut, ja sie sagten sogar, daß Dein Kopf so nett wäre, wie ich noch lieblicher nie einen gemalt hätte – das wäre ja übrigens nicht ein Mal so verwunderlich; aber etwas Anstößiges fanden sie absolut nicht […] Den Bullen soll ich auf alle Fälle für die Secession aufbewahren, also werde ich das Bild gegen die Wand lehnen, und [Paul] Cassirer wird schimpfen. Der Titel wäre nach Leistikow: ››Die Zähmung des Widerspenstigen‹‹“ (zitiert nach Corinth 1979, S. 73). - Das Gemälde wurde im Frühjahr 1903 mit dem Titel „der Stier“ in der siebten Kunstausstellung der Berliner Secession 1903 [Nr. 42] gezeigt. Es war eines der umstrittensten Hauptattraktionen der Ausstellung und wurde in der Presse aufgrund seiner allegorischen Darstellung überwiegend kritisch besprochen (siehe hierzu die Bemerkungen von Rosenhagen 1903, S. 401; Heilbut 1902-1903, S. 301). Lyonel Feininger verwendete das Gemälde als Vorlage für eine Karikatur mit dem Titel „Kirche und Staat“, die im April 1903 in dem satirischen Wochenblatt „Ulk“ veröffentlicht wurde (Abb. in: Luckhardt 1997, S. 18/Nr. 14).

Details about this work

Öl auf Leinwand 178cm x 248cm (Bild) 207cm x 277cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln aus dem Vermächtnis von Beer Carl Heine, 1941 Inv. Nr.: HK-2765 Collection: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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