Anton Graff

Bildnis eines jungen Mannes, 1770

Brustbildnis eines jungen Mannes im grünen, rot gefütterten Hausrock mit Halsbinde und Manschetten aus Spitze. Er trägt gepuderte Haare mit Haarbeutel und blickt durch ein in der Rechten gehaltenes Augenglass.

Seinen besonderen Reiz gewinnt das Gemälde durch die ungewöhnliche Konzentration, mit der der Dargestellte durch das in der Rechten gehaltene Augenglass blickt. Es handelt sich vermutlich nicht, wie in älteren Katalogen beschrieben, um ein Vergrösserungsglas, sondern um ein Einglass als Brillenersatz. Eine derart entschiedene Thematisierung des Sehens ist eher aus Selbstportraits der Zeit bekannt; gerade auch Graff selbst stellte sich mehrfach mit Brille dar. Möglicherweise ist der als Betrachter Gezeigte in seiner häuslichen, aber fast stutzerhaft gepflegten Erscheinung als ein Kunstsammler zu verstehen, wie ihn Graff einige Jahre später in der Figur des Freiherrn von Brabeck beim Examinieren eines ausgerahmten Gemäldes portraitierte.

Inv. 271 ist aufgrund der leicht pastosen, besonders in der Gesichtspartie jedoch sorgfältig durchgearbeiteten und qualitätvollen Malweise auf den Anfang der 1770er Jahre zu datieren. Dafür spricht auch die Art, in der das gepuderte Haar eng anliegend nach hinten toupiert ist.

G. W.


AUSST.: German Art from the Fifteenth to the Twentieth Century, Pennsylvania Museum of Art, Philadelphia u.a. 1936/37, S. 70, 73, Nr. 40, Abb.; Der letzte Schrei. Eine Modeausstellung der Hamburger Museen, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1976/77, Abb. S. 26.
LIT.: Katalog 1918, S. 62; Katalog 1921, S. 64; Kurt Schauer, Malerei der Goethezeit, Leipzig/Berlin 1927, o. S., Abb. 53; Katalog 1930, S. 59; Katalog 1956, S. 70 Katalog 1966, S. 73; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967, S. 390f., Nr. 1555, Abb.

Details about this work

Leinwand 56cm x 45.4cm (Bild) 75cm x 63cm (Rahmen) Erworben 1911 aus den Zinsen der C. Th. Averberg-Stiftung Inv. Nr.: HK-271 Collection: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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