Philips Wouwerman
Reiter an der Düne, nach 1644
Der in Haarlem geborene Wouwerman, ein Schüler des schon im 17. Jahrhundert berühmten Porträtmalers Frans Hals, gehörte zu den wichtigsten Landschaftsmalern des niederländischen Goldenen Zeitalters. Seinen bis heute anhaltenden Ruhm als „Pferdemaler“ verdankt er unter anderem seinen virtuosen Darstellungen von Pferden aus dem Reiter- und Lagerleben. Darüber hinaus kennzeichnen Jagd- und Marktszenen, aber auch religiöse und mythologische Themen sein Schaffen. Neben Aufenthalten in Italien und Frankreich war er zwischen 1638 und 1639 in Hamburg bei dem damals vielbeschäftigten Historienmaler Evert Decker tätig. Bereits im 18. Jahrhundert gehörte Wouwerman zu den höchst geschätzten und meist kopierten Malern. Die zeitliche Einordnung der Werke Wouwermans ist allgemein schwierig, da der Maler nur eine Handvoll seiner vielen Hundert Bilder datierte. Die Mehrzahl der kleinformatigen, auf Holz gemalten Dünenlandschaften trägt das frühe Monogramm PHW, das Wouwerman bis 1646 benutzt hat. Die Bezeichnung PHILS unten rechts spricht für eine Entstehung nach 1646. Die kleinformatige Holztafel zeigt einen vornehm gekleideten Reiter in blauem Rock, mit rotem Umhang über der Schulter und Federhut, der sein Pferd durch das geöffnete Gatter eines Lattenzauns lenkt. Hinter ihm läuft ein Wanderer mit seinem Gepäck auf dem Rücken durch die sandige, karg bewachsene Dünenlandschaft. Die Aussicht in die weite Ferne wird durch einige Anhöhen und Hügel unterbrochen. Über der Landschaft wölbt sich der von Wolkenbergen überzogene Himmel. Dünen in der Umgebung von Haarlem gehörten bereits Anfang des 17. Jahrhunderts zu den beliebten Sujets für die dort ansässigen Landschaftsmaler. Überhaupt hatte Haarlem sich den Ruf erworben, die Wiege der Landschaftsmalerei zu sein. Und so entwickelte sich dort seit den 1620er Jahren der Typus der Dünenlandschaft. Wouwerman konzentrierte sich in seiner Komposition völlig auf die Darstellung der stimmungsvollen Landschaft und der atmosphärischen, sich auftürmenden, plastisch modellierten Wolkenformationen am Himmel. Die beiden Staffagefiguren sind nur mehr Beiwerk und werden nahezu bedeutungslos. Der Maler erinnert hier er vor allem an den ebenfalls aus Haarlem stammenden Jacob van Ruisdael, der seine ersten Gemälde ab 1646 schuf.
Sandra Pisot