Deutsch (Hamburg), um 1665
Die kleine Alster, um 1665
DEUTSCH (Hamburg), um 1665
208 Die kleine Alster
Leinwand, 50 x 99 cm.
ZUSTAND: Retuschen besonders im Himmel, stark berieben; Ergänzungen und umfangreiche Übermalungen; Fehlstellen durch Verputzung; Profil: aufstehende Malschicht, kleine Verluste; 1989 zur Restaurierung in die Kunsthalle.
PROVENIENZ: Vermutlich identisch mit einem unbekannten Hamburger Meister aus der Cipriano-Francisco-Gaedechens-Stiftung, 1889 erworben; Leihgabe an das Museum für Hamburgische Geschichte 1916-1982.
Diese Alsteransicht lenkt den Blick von der Schleusenbrücke aus über das Wasser der kleinen Alster bis zum Oberdamm, dem heutigen Jungfernstieg mit den beiden Wasserkünsten (das waren mit Wasserkraft betriebene Mühlenwerke zur Versorgung einzelner, nahe gelegener Haushalte mit Trinkwasser) und den Stadtmühlen. Links davon schließen sich die Häuser des heutigen Neuen Walls an, während sich auf der rechten Seite typisch hamburgische Fachwerkhäuser aneinanderreihen, deren Platz heute von den Alsterarkaden eingenommen wird.
Das Gemälde ist im Mittelgrund und auf der rechten Seite nahezu identisch mit einer Zeichnung von Anthonie Waterloo (um 1600 bis ca. 1690).1 In der Literatur wird es daher und aufgrund eines heute nicht mehr vorhandenen Monogramms auf der linken unteren Bildhälfte mehrfach diesem Künstler zugeschrieben und entsprechend um 1660 bis 1666 datiert. Damit wäre es das einzige bekannte Ölgemälde im Œuvre Waterloos, der vor allem als Radierer und Kupferstecher bekannt geworden ist.
Daher ist es wahrscheinlicher, dass das Gemälde von einem unbekannten hamburgischen Maler aus dem 17. Jahrhundert geschaffen wurde. Ein in der Literatur mehrfach erwähntes Bild stimmt in seiner Beschreibung und Größe mit dem Gemälde überein. M. S.
1 Blick von der kleinen Alster auf die Mühlenwerke »Bei der Kunst« am Jungfernstieg, Pinsel in Grau, 8,9 x 14 cm, Hamburger Kunsthalle, Inv. 22677, Abb. in: Ausst.-Kat. Hamburg 1983, Taf. 23.
AUSST.: Um 1660 auf Reisen gezeichnet. Anthonie Waterloo 1610-1690, Ansichten aus Hamburg, Altona, Blankenese, Holstein, Bergedorf, Lüneburg und Danzig-Oliva, hrsg. v. Lotte und Wolf Stubbe, Hamburg 1983, S. 82, Taf. 24; Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos, Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1989, Bd. 1, S. 512.
LIT.: Katalog der Sammlung Gaedechens in Hamburg, Hamburg 1828, S. 33, Nr. 17 (als unbekannter Meister); Gaedechens 1853, Nr. 32 (Ansicht der kleinen Alster); Alfred Lichtwark, Führer durch die Geschenke und Erwerbungen 1889-1890, München 1890, S. 22 (als hamburgischer Maler des 17. Jhs.); Einführung 1905, S. 73,
Nr. 356 (als hamburgischer Meister des 17. Jhs.).