Valentin Ruths
Hopfen und Farn am Waldrand, 1870
Ruths‘ Ölstudie zeigt hochwachsende weißblühende Hopfenstauden, am Boden darunter Farne und Glockenblumen. Der üppige Pflanzenwuchs präsentiert sich in verschiedenen Grün-, Braun- und Weißtönen und füllt die gesamte Bildfläche, sodass keinerlei Platz für Horizont oder Himmel bleibt. Ruths studierte einzelne Gewächse mit Akribie, um seine Beobachtungen aus der Natur in die Malerei zu übertragen. Er legte dabei großen Wert auf die äußeren Umstände wie Jahreszeiten, Wetterverhältnisse sowie landschaftliche Gegebenheiten.
Der Maler folgte damit dem wachsenden Natur- und Waldinteresse des 19. Jahrhunderts, in welchem der Begriff der „Waldeinsamkeit“ zum romantischen Ideal wurde. Bei der Betrachtung dieser Waldrandstudie ist denkbar, dass Ruths in einer solchen Landschaft auf Wanderschaft ging und „en pleinair“ festhielt, was er bei seinem Naturstudium sah. Ruths‘ Waldstücke gehen jedoch über einen rein wissenschaftlich-analytischen oder mimetischen Charakter hinaus: Über allem steht das Erhabene und Kunstvolle der Natur, das sich auch in dieser ausschnittartigen, saftig-grünen Waldrandstudie äußert, die zu einem spielerischen Nebeneinander verschiedenster Grüntöne gedeiht.
Inga Dreesen