Max Pechstein
Junge mit Spielzeug, 1916
Max Pechsteins Gemälde zeigt den 1913 geborenen Sohn den Künstlers Frank im Schneidersitz neben einer Reihe von Spielzeughäusern, -bäumen und -tieren. Das Gesicht des Jungen hebt sich mit seinem pastosen Farbauftrag vom Rest des Bildes ab. Während seine tiefschwarzen Augen geheimnisvoll matt erscheinen, glühen die Lippen und Wangen rosig. Der hohe blaue Horizont und die Schlagschatten des Spielzeugs lassen die Komposition flächig erscheinen und verleihen ihr zugleich Raum.
Der Expressionist Max Pechstein, der sich um 1912 von der Künstlergruppe Brücke gelöst und 1914/15 mit seiner Frau Lotte eine mehrmonatige Reise in die Südsee unternommen hatte, malte das Bild im Jahr 1916 – vermutlich während seines Weihnachtsurlaubs von der Front in Berlin. Im Januar 1917 schrieb er in einem Brief: »Ich brauche doch etwas Zeit, um mich wieder einzugewöhnen, dafür fühlte ich mich dann desto wohler und hatte eine herzliche große Freude an meiner Frau und Jungen, welcher sich bereits zu einem recht verständigen kleinen Kerl entwickelt, leider kann man ihn nicht so ernähren, wie es sein müsste, und macht mir das etwas Sorge.« Pechstein malte seinen Sohn mehrmals, unter anderem 1917 in dem Gemälde »Der Sohn des Künstlers auf dem Sofa«: Es zeigt Frank vor einer Tapete, die an die von Glück erfüllten Südseereisen des Ehepaars Pechstein erinnert.
Inga Dreesen