
Gustave Courbet
Die Quelle der Loue, 1864
Von dieser Komposition, die ein spektakuläres Motiv aus Courbets Heimatregion der Franche-Comté zeigt, haben sich verschiedene Varianten erhalten. Zu sehen ist – nahsichtig und ausschnitthaft wiedergegeben – die unter einem bis zu 40 Meter hohen Felsabbruch befindliche Grotte der Loue und damit zugleich deren Quellhöhle. Diffuses, unergründliches Dunkel bestimmt den zentralen Bereich hinter dem Grottenschlund. Der Impuls des Künstlers, ins Innere der Natur vorzustoßen, spricht auch aus diesem Bild. Allerdings wird die Präsenz der menschlichen Zivilisation durch die Schleuse im linken Vordergrund offenbar, auf die kompositorisch die Stromschnellen auf der gegenüberliegenden Seite antworten. Höhlen und Grotten bilden ein Leitmotiv in Courbets Kunst, das er mit verschiedenen Bedeutungsdimensionen verband. Aufgrund ihrer Grundstruktur verkörperten diese sich öffnenden Formen für ihn die Ur-Natur, galten ihm als Sinnbild der Fruchtbarkeit und dürften ihn überdies zu sinnlich-erotischen, sexualisierenden Vorstellungsbildern animiert haben.
Markus Bertsch