Wilhelm Leibl

Drei Frauen in der Kirche, 1878/82

Dreieinhalb Jahre malte Leibl in der Dorfkirche von Berbling bei Bad Aibling unter schwierigsten äußeren wie persönlichen Bedingungen an seinem „Kirchenbild“, einem Hauptwerk des Realismus. Die drei Figuren, für die echte Landfrauen Modell standen, repräsentieren die Lebensalter und zugleich unterschiedliche Stadien der Andacht: hinten im Profil eine Frau mittleren Alters, kniend und mit gefalteten Händen ins Gebet versunken, in der Mitte eine kauernde Alte mit Gebetbuch, vorn eine junge Frau im Sonntagsstaat. Leibl rückte während der Sitzungen ganz nah an die Modelle heran. Um die ungewöhnliche Perspektive – Nahsicht bei gleichzeitiger extremer Weitwinkligkeit – zu erzielen, nahm er proportionale Ungereimtheiten in Kauf, wie die zu groß erscheinenden Hände. Die alle Details, bis hin zum Staub auf den geschnitzten Wangen der Kirchenbänke, umfassende hyperrealistische Feinmalerei und das an Altarflügel erinnernde Hochformat zollen den Meistern der deutschen Renaissance Tribut. Vorbild für die Figuren war die Madonna des Bürgermeisters Meyer (1526) von Hans Holbein d. J. (Sammlung Würth, Schwäbisch Hall).

Wolfgang Cortjaens

Details about this work

Öl auf Mahagoniholz 113cm x 77cm (Bild) 135cm x 98cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1906 Inv. Nr.: HK-1534 Collection: 19. Jahrhundert © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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