Felix Gonzalez-Torres
"Untitled" (Klaus Barbie as a Family Man), 1988
Ohne Titel (Klaus Barbie als Familienvater)
Die Reproduktion zeigt das Porträt einer Familie. Der Gesichtsausdruck der Eltern und Kinder wirkt ernst, einzig der Vater deutet ein Lächeln an. Bemerkenswert ist die Gestaltung der Arbeit als Puzzle: Ein Spielzeug, fragil und brüchig, das jederzeit in seine Einzelteile zerfallen könnte. Ebenso flüchtig sind die Erinnerungen, die eine solche Aufnahme in sich trägt: Blicken wir auf einen besonderen Moment der Dargestellten? Welche Geschichte(n) verknüpfen sie damit? Aspekte wie Zeit und Vergänglichkeit, An- und Abwesenheit, die Grenzen zwischen privat und öffentlich prägen das Oeuvre von Gonzalez-Torres. Hinter der vermeintlichen Idylle der bürgerlichen Kleinfamilie verbirgt sich eine dunkle Vergangenheit. Denn wir sehen – wie der Untertitel verrät – Klaus Barbie, ein für seine Brutalität bekanntes hochrangiges SS-Mitglied. Der Künstler verdichtet in seiner Arbeit private und kollektive Erinnerungen und demaskiert die Familienidylle als Fassade.
Ann-Kathrin Hubrich