Jannis Kounellis

Ohne Titel, 1996

(Jutesäcke)

Wie eine Mauer türmen sich prall gefüllte Jutesäcke auf. Von Eisenträgern werden sie gestützt und in Form gebracht. Es sind Jutesäcke, die als Kaffeesäcke im Hamburger Hafen und der Speicherstadt verwendet wurden. Der Künstler entzog sie dem Marktkreislauf und füllte sie mit neuem, schwerem Inhalt – sieben Tonnen (!) wiegt die bildhafte Wand. Jannis Kounellis verstand sich als Maler. Die übereinander gelagerten Schichten weisen durchaus eine malerische Qualität auf. Es ist eine Malerei mit anderen Mitteln.

Ann-Kathrin Hubrich
Jannis Kounellis schuf dieses Werk speziell für die Galerie der Gegenwart. Zwischen zwei Eisenträgern wurden große, in Jutesäcke gehüllte Sandsteine aufeinander geschichtet. Es entstand eine sieben Tonnen schwere Mauer und zugleich eine bildhafte Skulptur. Die Jutesäcke wurden aus dem Kreislauf der Waren herausgerissen, ihre Aufschriften erinnern jedoch weiterhin an das, was sie üblicherweise transportierten: Nahrung und Brennstoff, lebensnotwendige Güter. Durch ihre neue Verbindung mit dem verborgenen Gestein werden sie zum Bild – zu einer Malerei mit anderen Mitteln. Durch die Säcke entsteht zudem der Eindruck von Mobilität, der im Gegensatz zum eigentlich schweren und damit recht unbeweglichen Rohstoff Stein steht. Dieser verschwindet in der Verpackung, die Säcke aus dem Hamburger Hafen deuten auf Transport und Handel. Die Steine werden durch ihre Verpackung vom Natur- zum Kulturprodukt umgedeutet.

Ortrud Westheider


Jannis Kounellis created this work especially for the Contemporary Art Gallery by stacking large sandstones wrapped in jute bags on top of each other between two iron girders. The result is a seven-ton wall, which is also a pictorial sculpture. The jute sacks were once circulating goods, and their inscriptions continue to remind us of what they originally transported: Food and fuel, essential goods. Through their new connection with the hidden rock, they’ve become an image – a painting by other means. The sacks also create the impression of mobility, which contrasts with the heavy and thus quite immobile raw material of the stone. Yet as the stones disappear into the packaging, the sacks from the port of Hamburg representing transport and trade, the stones are transformed from a natural product into a cultural product.

Ortrud Westheider

Details about this work

Steine, Jutesäcke, Eisenträger | Stones, burlap sacks, iron girder Hamburger Kunsthalle, erworben 1996 Inv. Nr.: G-1996-14 Collection: Galerie der Gegenwart © VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Dirk Dunkelberg

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